September 1, 2021

Risikokapital in Europa

Risikokapital in EuropaRisikokapital in Europa

Ich hab ne gute Nachricht und ne schlechte auch. Zuerst die gute: Wir holen auf.

In den ersten 6 Monaten dieses Jahres wurden bereits über 40 Milliarden Euro #Risikokapital in europäische Startups investiert. Damit ist der Rekordwert von 43 Mrd. Euro aus dem Jahr 2020 nur noch 2-3 Megarunden entfernt.

Noch beeindruckender ist, dass bisher 2,7x weniger Deals stattfanden als im gesamten Vorjahr. Zudem erzielten hiesige Tech-Firmen deutlich größere Runden:

2020 ging die größte Runde mit €560M an CureVac, dicht gefolgt von Klarna (€548M), N26 Group (€523M), Deliveroo (522M), Revolut (512M), Northvolt (508M) und Viva Wallet (vivawallet.com)(500M).

2021 verzeichnet bereits jetzt eine 2,2 Mrd. Euro Runde von Northvolt, 1 Mrd. Euro gingen an Klarna, €838M an MessageBird, €822M an Celonis, €744M an Trade Republic und weitere 31 #Startups sammelten jeweils über €200M ein. Zudem gerüchtet es, dass Gorillas €820M+ demnächst verkündet. Es wird.

Insgesamt flossen 29 Mrd. Euro in diesem Jahr in 977 Unternehmen via #LaterStage Investments (71% des Gesamtvolumens). 2020 waren es nur 24 Mrd. Euro, die sich 1928 Unternehmen teilten (56% des Gesamtvolumens).

Ein Trend, der sich abzeichnete: Der Anteil von späten Runden am investierten Gesamtvolumen wuchs über die letzten Jahren konsequent.

Für die europäische Startup-Szene sind das erfreuliche Entwicklungen.

Doch hier kommt die schlechte Nachricht:

Auch wenn sich europäische Einhörner dank mehr Risikokapital, smarten Unternehmer:innen und erwachsenem Ökosystem wie Kaninchen vermehren, löst mehr Risikokapital nicht alle Probleme.

Im Gegenteil. Es schafft welche.

Als der Begriff Einhorn vor 8 Jahren geformt wurde, existieren kaum welche. 2021 sind es 712. Doch die wenigsten von Ihnen sind profitabel. Die meisten verlieren Geld. Sie sind angewiesen auf Risikokapital. Selbst wenn sie an die Börse gehen, sind die meisten unrentabel und bleiben es auch. Trotz all der Milliarden, die spät investiert wurden, um wie wild zu wachsen, schaffen es nur wenige, ein operativ nachhaltiges Geschäft zu entwickeln. Das ist durchaus besorgniserregend.

Daher: Viel hilft nicht immer viel. Besonders dann nicht, wenn Investoren nur an Wachstum, Skalierung, Dominanz und Moats interessiert sind. Denn sie wollen ihre Wette künstlich aufgeplustert sehen, um sie maximal teuer zu veräußern.

Klar, es ist mehr Geld auf dem Markt als jemals zuvor. Das bedeutet aber auch, dass viel Geld für mittelmäßige Ideen zu Verfügung steht, die sich teurer verkaufen als sie sind. Dazu stehen immer mehr Investoren an der Seitenlinie, die keine sind. Es sind Finanzjongleure, die an Finanzwetten und nicht an Lösungen für die Probleme unserer Welt interessiert sind.

So muss es aber nicht sein. Wir dürfen nicht auf die falschen Symptome optimieren. Wir müssen zur Seite treten und Alternativen suchen. Alternativen zum stumpfen Kopieren eines Systems, welches nach außen hin glamourös scheint, aber im Inneren bereits fault.


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