February 28, 2024

Stanislaw Lem - Solaris

TarkowskiTarkowski

Scifi-Klassiker neu entdeckt: Stanisław Lems Solaris’ ist #ClimateFiction at its finest. Warum ihr das Buch lesen oder die Tarkowski/Soderbergh Filme streamen solltet 🌊

Könnte es sein, dass der Systemzusammenbruch ein Versuch unseres Planeten darstellt, eine Form der Kommunikation mit uns zu etablieren? Ein verzweifeltes Signal in unserer blinden Arroganz gegenüber dem Unvermeidlichen selbst?”

Wäre er noch unter uns, würde Lem so oder so ähnlich seine Brandrede zur Klimakrise eröffnen. Wie kaum ein anderer verstand er es, unsere Interaktionen mit dem Unbekannten zu hinterfragen und über Fortschritt und die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu philosophieren.

Es sind Menschen wie er, die heute fehlen. Die Kontext und neue Perspektiven anbieten und die Faust in die klaffende Wunde drücken.

Auf der Suche nach dieser Art von Orientierung griff ich jedenfalls kürzlich ins Bücherregal und nahm Solaris’ heraus.

Das Buch begleitet Forscher auf ihrer Exploration des Planeten Solaris, dessen Ozean ein Bewusstsein aufweist. Dieser manifestiert tiefste Ängste der Crew in physischer Form, sodass sie sich ihren persönlichen Dämonen gegenüber sehen.

Damit erkundet Lem die Schwierigkeiten echter Kommunikation zwischen Lebensformen. Für ihn ist der Planet nicht träge, Solaris hat einen Willen. Es handelt. Und vor allem ist es nicht nur Ressource für die auf ihr dominante lebende Lebewesen.

Die Frage die sich mir beim Lesen aufdrängte: Stellt unsere Betrachtung irdischer Ökosysteme als passive Ressourcen zur Ausbeutung nicht eine ernsthafte Fehleinschätzung ihrer eigentlichen Bedeutung dar?

Für den Menschen mag es offensichtlich sein, dass seine Fähigkeit, Ökosysteme zu zerstören, ihn, und nur ihn, mit der Rechtfertigung zum Handeln ausstattet. Doch neigten wir schon immer dazu, uns größer zu machen, als wir sind.

Denn legen wir eine andere Zeitskala an, sind wir… unrelevant.

So bevölkern Wälder die Erde länger als Menschen. Selbst die Lebensspanne einzelner Bäume ist oft deutlich größer. Hätten Bäume ein Denkvermögen, wären ihre Gedanken anders skaliert. Ihnen wären unsere Krise wahrscheinlich gleichgültig. Auch, weil eine posthumane Welt voller verwesender Leichen ideale Bedingungen darstellt.

Doch vielleicht sind wir Gaia (siehe hier meine Rezension zu James Lovelock: Novacene - The Coming Age of Hyperintelligence) aber auch nicht komplett gleichgültig und Superorganismus Erde startet einen letzten mahnenden Erziehungsversuch, bevor es sich endgültig von den Unverbesserlichen abwendet?

Wie auch immer man es betrachtet, Lem mahnt, unsere Beziehung zur Natur und unserem Zuhause zu überdenken. Kommunikation und Verständnis zwischen unterschiedlichen Formen des Seins stellt eine Herausforderung dar, die Empathie, Offenheit und vor allem eine Abkehr von selbstzentrierten Sichtweisen erfordert.

Wir müssen unsere Ökosysteme als lebendige Wesen achten, die uns nicht gehörig sind. Und genauso sollten wir unser Strebens nach Herrschaft und Ausbeutung zwingend anprangern und ein respektvolleres und regeneratives Verhältnis mit unserer Welt anstreben.


sustainability


Previous post
Jeden Tag einen Klimadatenpunkt, bis ich es vergesse—Tag 15 Der Meeresspiegel steigt. Die Anstiegsrate hat sich von 20 Millimeter/Jahr (1993) auf 34 Millimeter/Jahr erhöht. Quelle: NASA. Mehr bei Berkley
Next post
Jeden Tag einen Klimadatenpunkt, bis ich es vergesse—Tag 16 Weltweit herrscht große Zustimmung für Klimaschutzmaßnahmen, doch oft unterstellen wir anderen mangelndes Engagement. Studie: Nature Climate Change