Alexander von Humboldt
Kaum jemand hat unser Verständnis von der Natur so geprägt, wie Alexander von Humboldt. Er brachte Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart in Einklang. Was wir von ihm lernen können 👇
Urlaubszeit ist Lesezeit. Andrea Wulfs Biographie “Alexander von Humboldt - Die Erfindung der Natur” ist ein Meisterwerk. Es ist eine Hommage an einen Wissenschaftler, der außergewöhnliche Expeditionen unternahm, sich für die Funktionsweise der Natur interessierte und mit seinen detaillierten Beobachtungen der Tier- und Pflanzenwelt die Grundlagen für die moderne Wissenschaft und Umweltforschung legte.
Humboldt war einer der letzten Universalgelehrten. Sein ganzheitlicher Ansatz — eine wissenschaftliche Methode, die neben empirischen Daten auch Kunst, Geschichte, Poesie und Politik einbezog — erklärte die Welt. Er machte Naturwissenschaften verständlich und populär. Alle haben haben von ihm gelernt: Bauern und Handwerker, Schüler und Lehrer, Maler und Musiker, Wissenschaftler und Politiker. Und auch wenn Humboldt nichts entdecke, seine Sicht auf die Welt veränderte alles.
Und genau diese Sicht kann uns heute noch viel lehren.
Unsere Herausforderungen sind groß. Besonders die Klima-Katastrophe. Oft verlassen wir uns auf die naive Hoffnung, dass die Zukunft eine Technologie gebären wird, die sich der Probleme annimmt.
Doch die Realität ist komplexer. Verwobener. Allerdings neigen wir dazu scharfe Linie zu ziehen. Wissenschaft und Kunst sind heute genauso entkoppelt wie Subjekt und Objekt. Wir suchen die Lösung im Individuellen, anstatt sie in den Verbindungen zu suchen.
Humboldt schämt sich ob der Einfältigkeit in seinem Himmel. Denn er war der Überzeugung, dass wir die Natur nur verstehen, wenn wir von unserer Vorstellungskraft Gebrauch machen. Er war überzeugt, dass man Wissen, Kunst und Dichtung, genauso wie Erkenntnis und Gefühle zusammenbringen muss, um das Wunder der Natur zu begreifen.
Genau dieses Staunen über das Wunder der Natur ist uns abhanden gekommen. Wir reden darüber die Natur schützen zu wollen, weil wir sie lieben. Aber begreifen wir sie noch?
In einer Zeit, wo Wissenschaftler und Technologen versuchen, die globalen Folgen des Klimawandels zu verstehen und vorherzusagen, ist Humboldts vernetzter Ansatz wichtiger als je zuvor. Die Natur ist ein globales Netzwerk. Und nur wenn wir zu einem Netzwerk werden, welches übergreifend offen kommuniziert und agiert, können wir der Herausforderung begegnen.
Humboldt erkannte, dass alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte eng mit den Umweltproblemen seiner Zeit verknüpft sind. Er blickte über den Horizont seines eigenen Selbst. Die Frage ist, warum wir uns das nicht eingestehen wollen und warum wir weiterhin ausbeuterisch und zerstörerisch handeln anstatt regenerativ und gerecht?