September 23, 2021
WeWork über Alles
Masa’s handwriting on a chart of WeWork projecting a cool $101 B in revenue in 2023. Masa extends the hockey stick chart to 2028. Total planned valuation: “$10T”
Vor zwei Jahren erlebte die Digitalwirtschaft ihre spektakulärste, aber auch blasierteste Phase. Gelernt haben wir aus dem WeWork Desaster nichts. Teil 1 von 4.
2019 sollte das Jahr von Adam Neumann werden. Er wollte den Grundstein für einen Unternehmenswert von 10 Billionen US-Dollar im Jahr 2028 legen, was ihn zum ersten Billionär der Welt machen sollte. Damit könnte er endlich damit beginnen, WeWork auf den Mars zu bringen und ewig zu leben. So sein Plan.
Er war auf dem besten Weg, mehr als das zu erreichen. Im Frühjahr sammelte WeWork mit der Hilfe von Masayoshi Son von SoftBank Group Corp. 6 Mrd. US-Dollar ein. Nicht ohne Grund: Immerhin bewirtschaftete WeWork 400 Standorte in 27 Länder und gab zur Steigerung des Umsatzwachstums für jeden Dollar zwei aus.
Doch Neumann war der geborene Big Money Fundraiser. Bodenlose Kassen gehörten zum Geschäft. Er war überzeugt, dass er mit seinem “technologiebasierten, physischen sozialen We Netzwerk” die Welt verändern würde. Das Verrückte: Alle glaubten ihm. Niemand kümmerte sich darum, dass das Geschäftsmodell eher klassischen Immobilienmodellen entsprach und dass die Verluste schneller wuchsen als die Einnahmen. Sein Feenstaub lullte ein. Risikokapitalgeber und Investmentbanker berauschten sich an der globalen Expansion und wetteten darauf, dass immer mehr Geld reinkommen würde, um ihr eigenes Risiko abzuladen. Euphorie siegte über Skepsis. Kasinokapitalismus in Perfektion.
Dann geschah jedoch etwas im The We Company Universum. Die Mana Quelle versiegte und der SoftBank Money Train geriet ins Stocken. Also traf man die Entscheidung an die Börse zu gehen.
Als man aber die S-1-Papiere einreichte, zerbrach Neumanns Manipulationszauber. Die Medien stürzten sich auf die hohen Verluste, und die Analysten äußerten Zweifel an der künftigen Rentabilität.
Aus Angst vor einer niedrigen Bewertung verschob man den Börsengang auf das Ende des Jahres. Zudem wurde Neumann als Belastung eingestuft. Auch, weil er einen Firmenjet anschaffte und persönlich Anteile für 700 Mio. US-Dollar liquidierte. Rechtlich in Ordnung, aber moralisch kein Ruhmesblatt. Auf dringenden Rat des Beirates trat Neumann Ende September zurück.
Stoppen konnte das den Niedergang jedoch nicht. Im Frühjahr war WeWork noch 47 Mrd. US-Dollar wert. Goldman Sachs erwartete sogar eine Börsenbewertung zw. 61 und 96 Mrd. US-Dollar. Ende September waren es allerdings nur noch lappige 10 Mrd. US-Dollar.
Die Blase platzte. Ein Jahrzehnt lang regierte Neumann nach Belieben. Er hatte geschickt mit der Realitätswahrnehmung der Welt gespielt und damit seinen Wert in die Höhe getrieben. Es spielte keine Rolle, dass er einen exzentrischen Lebensstil führte oder dass WeWork kein Geld verdiente. Neumann überzeugte uns Alle, dass WeWork einen Wert hatte. Die mickrige Bewertung Ende September setzte dem aber ein harsches Ende.
Die Implosion von The We Company 2019 hatte Auswirkungen weit über die Büros von WeWork hinaus
WeWorks Implosion zeigte Wirkung. Die Tage großer Verheißungen von Umsatzwachstum waren vorbei. Plötzlich war Profitabilität der Szene wieder wichtig. Und selbst die Medien, die zuvor nur mit den #Startups kuschelten, beäugten schnell wachsende “weltverändernde” B2C-Marken mit mehr Skepsis.
Während früher Uber (Ridehailing, 28 Mrd. USD Risikokapital Ende 2019), sweetgreen (Salate, 515M USD), Compass (Immobilien, 1,61 Mrd. USD), WAG (Gassi-App, 361M USD) oder Casper (Matratzen, 355M USD) dafür gefeiert wurden, dass sie Risikokapital direkt in Umsatzwachstum wandelten und Kunden mit Waren unter dem Selbstkostenpreis erfreuten, so galt diese Umverteilung 2020 als naiv. Kundenzentrierte Bequemlichkeit schien auch nicht mehr der Weisheit letzter Schluss zu sein.
Alles erinnerte an die DotCom Zeit, in der Pure Play Internet Startups wie eToys, Webvan oder pets dot com kometenhaft aufstiegen und genauso schnell fielen. “Get big fast (via marketing)” lautete die Devise. pets dot com versuchte zB durch Super Bowl Werbung und einen eigenen Balloon auf der Macy Thanksgiving Parade auf sich aufmerksam zu machen. Das Ende ist bekannt. Das Geschäftsmodell war nicht tragfähig. In den ersten neun Monaten des Jahres 2000 verlor man 147M USD. Niemand wollte mehr investieren. Auch ein Börsengang half nicht. Im November liquidierte man das Unternehmen.
Wie wir alle wissen, reimt sich die Geschichte. Der WeWork Bust führte dazu, dass den Einzelhandel disruptierende Ride-Hailing Anbieter, Last-Mile Scooter-Unternehmen und technologiegetriebene Matratzen-Startups ihre Ambitionen massiv zurückdrehen mussten. Sie waren nur noch ihr Produkt und keine weltverändernde Technologieplattform mehr. Der Einhornzauber war verflogen (hust… #QuickCommerce).
Zume
Und so begann eine Zeit der Reinigung, die besonders für SoftBank Group Corp. einer bitteren Pille gleichkam. Man wollte Plattformstartups groß machen, um Monopolrenten zu erzielen. Doch WeWorks Fall zog viele im Portfolio mit runter. Mein Liebling darunter: Zume Inc., die mit ihrer Robot-made Pizza Delivery Operations die Welt verändern wollten. Fast eine halbe Milliarde US-Dollar hatte das Unternehmen eingesammelt. Für Robo-Pizza Auslieferungen! Hätten sie es nur bis zur Pandemiezeit geschafft, würden sie sicher noch heute Pizza ausliefern. Viele weitere SoftBank Startups mussten große Teile der Belegschaft entlassen. In Zahlen ausgedrückt: Der Vision Fund erlebte einen Verlust von 18 Mrd. USD!
Zurück auf Start
2020 war kein gutes Jahr für Masayoshi Son. Der SoftBank Vision Fund verzeichnete einen Verlust von 18 Mrd. US-Dollar und Masa stolperte mit seiner Einhornherde geradewegs in das was er später “Valley of Coronavirus” nennen sollte.
Doch wenn es um Geld geht, wird selten zurückhaltend gespielt. 2020 geschah etwas, das Wirtschaftshistoriker noch lange Zeit beschäftigen wird. Trotz #ValleyofCoronavirus, unzähliger Pleiten und schmerzhaften Erinnerungen an geldverbrennende Startups feierte die Börse Unternehmer:innen und ihre großspurigen Versprechen. Als hätte es WeWork nie gegeben 🤷
Elon Musk und Tesla sind sicherlich das beste Beispiel für eine narrativ getriebene Aktienwertsteigerung in dieser Zeit. Aber auch Trevor Milton und Nikola (Elektro-LKWs) passen ins Bild. Nikola war beim Börsengang im Juni 2020 keine sechs Jahre alt. Und obwohl Nikola noch keine E-Lastwagen produzierte, begeisterte Milton, Gründer und CEO, mit seinen sprudelnden Visionen die Anleger. Getrieben vom E-Mobility-Fieber stürzte sich die Wall Street inklusive blutiger Robinhood-Aktienanfänger in den E-Fahrzeug IPO Wahnsinn. Und Milton? Der liquidierte fast 100 Millionen US-Dollar an Anteilen, kaufte einen Privatjet, ein Jetski Unternehmen und andere teure Dinge. Adam Neumann reloaded. Auch weil Shortseller Milton vorwarfen, falsche Behauptungen aufgestellt und Prototyp-Videos gefälscht zu haben. Milton räumte infolgedessen seinen Posten und steht heute u.a. deswegen vor Gericht.
Growth, growth, growth
Im Jahr 2020 jedenfalls waren Startups an der Börse begehrt. Der WeWork Winter schien vergessen. Neben dem SPAC-getriebenen (dazu später mehr) Electric Vehicle Wahn, legten DoorDash (56 Mrd. US-Dollar) und Airbnb (90 Mrd. US Dollar) fulminante Börsengänge aufs Parkett und erfreuten sich außerordentlicher Bewertungen. Airbnbs schwang sich mit der Bewertung zu einem wertvollerem Unternehmen auf, als Hilton, Marriott und Hyatt zusammen. Und der Börsengang von DoorDash wurde zu einem Glücksfall für SoftBank. Deren Beteiligung war beim Börsengang etwa 10 Milliarden Dollar wert.
Damit hatte sich das Blatt gewendet. Risikokapitalgeber agierten nun konservativer als die Aktienmärkte, wo große Visionen und Versprechungen die Anleger berauschten.
Endlich kauften die Aktienmärkte, was das Valley seit den Nullerjahren verkaufen wollte: Große Ambitionen und wachstumorientierte Unternehmen.
Einhörner an der Börse
Spulen wir 40 Jahre zurück: Vor den Nullerjahren gingen Unternehmen häufig nur mit Gewinnen an die Börse. Nicht die schlechteste Regel. Schließlich sind Gewinne ein Indikator für wirtschaftliches & technologisches Wachstum. Sie zeigen, dass Unternehmen mehr Wert schaffen, als sie zum Überleben brauchen.
20 weiter: Als die Internetunternehmen, die heute unsere Wirtschaft dominieren, an die Börse gingen, waren sie nicht alle profitabel. Doch sie wurden es relativ schnell. Google brauchte fünf Jahre, Facebook sechs, Amazon ganze zehn, Apple vier und Microsoft nur ein Jahr. Weitaus länger dauerte es, bis sie in die Liste der Top 100 nach Marktkapitalisierung aufgenommen wurden — eine kleine Erinnerung daran, dass Apple und Amazon zwar immer viel richtig gemacht haben, der Aktienmarkt dies aber erst nach 28 bzw. 16 Jahren belohnte.
Die Vorhersagekraft der Simpsons ist legendär
Zurück ins Hier und Jetzt: Ein Blick auf die Zahlen gegenwärtiger #Internetstars aka #Unicorns zeigt, dass sie nicht ansatzweise mit dieser Leistung mithalten können. Jay Ritter, Professor an der University of Florida, hat sich die Tech-Börsengänge in 2020 genauer angeschaut. Seine nüchterne Erkenntnis: Nur 16% erzielten zur Zeit des IPOs Gewinne. Der Technologie- & Wirtschaftshistoriker Jeffrey Funk hat sich Einhornprofite & -verluste zur Brust genommen::
51 von 76 börsennotierten Einhörnern verzeichnen mehr als 500 Mio. USD an kumulativen Verlusten, davon 27 mehr als 1 Mrd. USD und 17 mehr als 1,5 Mrd. USD.
Die Verluste von Airbnb summieren sich auf 7 Mrd. USD, die von WeWork auf 10 Mrd. USD. Grabs Schulden, immerhin das größte Startup in Südostasien und SoftBank Liebling, belaufen sich Ende Q2/21 auf 11,5 Mrd. USD (ein #SPAC steht in den Startlöchern).
Branchenprimus ist Uber mit 23 Mrd. USD an kumulativen Verlusten. Da helfen selbst aktuelle “bereinigten EBITDA” Gewinnzahlen nichts, die ein ausgeglichenes Ergebnis und operativen Gewinn fürs Quartal ausweisen. Die Zahlen sind genauso kreativ gebogen wie WeWorks “Community-bereinigtes EBITDA”.
Insgesamt belaufen sich die Verluste der Börsen-Einhörner auf über 100 Mrd. USD. Über die Höhe der Verluste privater Einhörner (CBInsights zählt 800+, pro Tag entstehen 2 Einhörner, der Einhorn Status wird für #growthcapital zum neuen IPO im #Risikokapitalismus) lässt sich zwar nur spekulieren. Aber geht davon aus, dass es mehr als 100 Milliarden USD sind.
Wollen wir das alles, wenn wir mehr Einhörner fordern? Vergesst nicht, dass eine solide funktionierende Fiktion niemals ein solide funktionierendes Unternehmen ersetzen kann.
2021 ist nicht alles gold, was glänzt
Jeffrey Funk konnte mit seiner Analyse auch zeigen, dass die Hälfte aller börsennotierten Unicorns Verluste von mehr als 20% des Umsatzes aufweist. Ein Viertel 40% plus und Airbnb sogar über 100%. Das sollte Auswirkungen haben, mag man meinen? Nun, Snap Inc. wird mit 113 Mrd. USD, Airbnb mit 100 Mrd. USD, Uber mit 75 Mrd. USD und Palantir Technologies mit 51 Mrd. USD bewertet. Und das, obwohl alle auf dem Weg sind, ihre bestehenden Verluste um mind. 1 Mrd. USD zu erhöhen.
Wenn selbst Elon Musk den Hype hinterfragt
Zudem sind es nicht nur die Großen: Die Gebrauchtwagenplattform Carvana ist an der Börse mehr wert als Volvo Group, Honda oder Ferrari. Beyond Meat, hergestellt aus Erbsenprotein, ist mehr wert als der Weltmarkt für Erbsen. Coinbase steht über der Nasdaq. Und wenn man jetzt noch an Meme-Aktien (GameStop, Virgin Galactic, AMC Entertainment Inc.) denkt, liegt der Schluss nahe, dass die Börse freidreht.
Selbst mittelmäßige Einhörner reiten plötzlich über den Regenbogen zu den Sternen (außer Quibi #RIP). Denn mit SPACs wurde ein Finanzvehikel aus der Mottenkiste geholt, mit dem Startups unbürokratisch an die Börse kommen. Der EV-IPO Wahn 2020 war für SPACs die Nagelprobe, seitdem geht es vorwärts: 2020 sammelten US-based SPACs 80 Mrd. USD ein. 2021 YTD sind es schon 130 Mrd. USD, in Europa sind es stolze 5,5 Mrd. EUR.
Ein Vorteil von SPACs: Sie ermöglichen phantasievolle Equity Stories. Die Vermarktung von Geschäftsmodellen und Zukunftspotenzialen gehört zur SPAC-Balz. Und schwuppdiwupp befinden sich durch die Zugabe von Elfenstaub plötzlich umsatzlose (!) Unternehmen an der Börse. Das Spiel lohnt sich natürlich auch für Investoren. Sie erhalten über SPACs die Möglichkeit, sich an angesagten Firmen zu beteiligen, bevor diese an die Börse gehen. Ein Vorteil, der normalerweise nur den 1% vorbehalten ist, weswegen SPACs auch als “The poor man’s Private Equity Funds” gelten. Gefragt ist, was angesagt ist: EV, Cannabis, Space, E-Gaming und so weiter. Sogar Donald Trump hat einen SPAC. Hype trumpft Substanz.
Dank SPACs planen die vergangen Stars und Sternchen der Szene einen Neuanfang. So auch WeWork. Nach einer Achterbahnfahrt von zehn Jahren ging WeWork im Oktober 2021 endlich an die Börse. Adam Neumann feierte dies mit einer alkoholgeschwängerten Party im Standard Hotel. Angeblich eine Party, die an guten alten WeWork Zeiten erinnerte.
Plante man 2019 noch mit 96 Mrd. USD, fiel der eigentliche SPAC Börsengang nüchtern aus. WeWork ging eine 9 Milliarden Dollar schwere Fusion mit dem Blankoscheck-Unternehmen BowX Acquisition Corp. ein. Das Unternehmen wird wird übrigens von Shaquille O’Neal beraten. Ein ganz normaler Deal also im Jahr 2021. Aber auch die Risikokapitalbranche hat sich vom 2019er WeWork Shock erholt. In Q1/21 wurde bereits weltweit #Risikokapital bereitgestellt, das 70% des Vorjahres entsprach. Mit dem Resultat, dass in Q2/21 mehr Einhörner gegründet worden sind, als im Vorjahr. Es geht voran.
Und wer partizipiert davon? Klar, SoftBank Group Corp. Dank Blockbuster-IPOs & einem bulligen Tech-Aktienmarkt reitet Masa Son mit seinen Einhörnern in die Profitabilität. Selbst KATERRAs milliardenschwerer Untergang scheint für Softbank verschmerzbar. Solange Anleger bereit sind, verlustreiche Unternehmen in der Hoffnung auf zukünftige Erträge zu finanzieren, geht das Modell von Mas Son auf.
Und auch Adam Neumann ging als reicher Mann. Sein Vermögen beläuft sich auf etwas mehr als 2 Milliarden USD. Allein das zeigt auf, wie kaputt das System ist.
SoftBank
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Digitalwirtschaft
Startups
Stopfleber
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Digital Disruption
September 8, 2021
Über den Silicon Valley Mythos
“Anarchische Hippies, die zu neoliberalem Glanz und Koffer voller Geld aufstiegen, Freiheit versprachen und letztlich uns alle verkauften.”
Adrian Daub, Literaturwissenschaftler in Stanford, streut in diesem Gespräch eine Tonne Salz in die offene Wunde von Deutschlands aktuellem Traum von mehr Wirtschaftswachstum nach dem Vorbild des Silicon Valley. Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger beleuchtet er die Schatten der gängigen Narrative und blickt hinter den Spiegel der Wachstumsideologie. Uneingeschränkte Hör- bzw. Sehempfehlung.
Kaum jemand in Deutschland will es hören, aber hinter dem Spiegel verrottet das ehemals berühmt berüchtigte Vorbild der Digitalwirtschaft.
Wir können es besser machen. Dringend aufhören müssen wir jedoch damit, die ausbeutenden Strukturen & Methoden kopieren zu wollen. Ja, die Tech-Ideologie ist mächtig. Ja, sie hat es uns ermöglicht, neue Produkte auf neue und bessere Weise zu schaffen. Aber wir müssen die Ideologie an ihren Ergebnissen messen.
Der Valley Denkstil fusst auf der Illusion, dass Bequemlichkeit über allem steht. Für Bequemlichkeit setzen wir viel aufs Spiel. Mitunter unsere Freiheit & Zukunft. Aber wir leben in Zeiten, in denen wir uns Bequemlichkeit nicht leisten können. Wir müssen ehrgeiziger sein & darüber nachdenken, welche Zukunft wir wollen & wie wir sie erreichen können.
Wir brauchen neuen Fortschritt. Wir brauchen neue Prioritäten. Wir müssen uns davon verabschieden, die Bildungs-, Finanzierungs- und Innovationssysteme des Valley zu reproduzieren. Wir müssen häufiger nach dem Warum fragen und nicht nach dem Wie (und nach der finanziellen Rendite).
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September 8, 2021
Virtuality 1000CS
Virtuality
Was wurde eigentlich aus der virtuellen Realität? Faustregel: Viele Dinge haben Potenzial und erreichen es, aber manche eben nicht.
“Virtuality” war eine Reihe von Virtual-Reality-Spielgeräten, die von der Virtuality Group entwickelt wurden und in den frühen 1990er Jahren in Spielhallen zu finden waren. Die Geräte boten Echtzeitspiele (mit weniger als 50 ms Latenzzeit!) über einen stereoskopischen Visor, Joysticks und sie waren sogar Multiplayer fähig. Tut euch selbst einen Gefallen und sucht mal nach “Dactyl Nightmare”, “Grid Busters”, “Hero” oder “Legend Quest”.
The Virtuality 1000CS, 1991, Bild von Michael Skoglund.
Virtual Reality
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Tech History
VR
past futures
September 3, 2021
Bierdosenkugeln — die größte Erfindung der Menschheit
Guinness
Stellt Euch vor, es ist 1994 und ihr müsstet für die größte Erfindung seit den 1950ern stimmen. Was wäre eure Wahl?
Das Internet? E-Mail? Mobile Telefone?
Denkt daran, wir schreiben das Jahr 1994. Der 1. FC Kaiserslautern wird dieses Jahr Zweiter in der Bundesliga, Steve Jobs war noch bei NeXT, Jeff Bezos hat gerade cadabra in seiner Garage gelauncht und es wird noch vier Jahre dauern, bis Google das Licht der Welt erblickt. Damals gab es noch nicht mal Netscape und das Fax hat die Welt verbunden.
Vielleicht würdet ihr deswegen Computer, Herztransplantationen, das Klonen, die Mikrowelle, Kontaktlinsen, Videospiele, CDs oder die plastische Chirurgie in die engere Auswahl ziehen. Möglicherweise ginge eure Wahl auch an den Taschenfernseher (!) oder die Antibabypille.
Alle von ihnen wären eine gute Wahl. Und sie wurden auch ’94 in einer Onlineumfrage von Wilkinson Sword und t3 dot co dot uk genannt. Immerhin 9000 Menschen beteiligten sich! Again: 1994 war Yahoo das Internet.
Doch am Ende hat nicht das Internet oder das Mobiltelefon gewonnen. Oder irgendeine andere #Sprunginnovation.
Mit stolzen 48% krönte sich zur größten Erfindung eine 1989 von Guinness für 5 Millionen Pfund entwickelte 3cm hohle Bierdosenkugel aus Plastik, die eine besonders cremige weiche Schaumkrone beim Ausgießen erzeugt! Ernsthaft. Der Floating Widget.
Die spinnen, die Briten mag man jetzt meinen. Nun. Ja. Aber irgendwie auch nicht. Denn es ist ein tolles Beispiel dafür, dass wir den Wert von Verbesserungen existierender Dinge sehr zu schätzen wissen, aber nicht den Wert von komplett neuen Dingen, die noch nicht ihren Weg in unser Leben gefunden haben. Denn genau das macht es jungen Technologien schwer: Wenn sie selbst noch keinen Markt haben, greifen wir lieber zum Altbewährten oder zu etwas Verbessertem, bevor wir eine völlig neue Generation kaufen (deswegen investiert #VentureCapital auch eher in Marktunsicherheiten als Technologierisiken, aber das ist eine andere Geschichte).
Klar. Die Teilnehmer damals haben sich vielleicht auch einfach einen Scherz erlaubt. Doch die Weisheit der Massen ist unfehlbar, richtig? Und würde man heute ne breite Umfrage starten, ob das Bier oder das Internet die wichtigere Erfindung gewesen ist, würde ich mein Geld aufs Bier setzen 🍺
#seriousresearch #innovation #erfindung #sprunginnovation #technologie
Erfindung
Guinness
Innovation
Sprunginnovation
Invention
June 22, 2021
Risikokapital in Europa
Risikokapital in Europa
Ich hab ’ne gute Nachricht und ’ne schlechte auch. Zuerst die gute: Wir holen auf.
In den ersten 6 Monaten dieses Jahres wurden bereits über 40 Milliarden Euro #Risikokapital in europäische Startups investiert. Damit ist der Rekordwert von 43 Mrd. Euro aus dem Jahr 2020 nur noch 2-3 Megarunden entfernt.
Noch beeindruckender ist, dass bisher 2,7x weniger Deals stattfanden als im gesamten Vorjahr. Zudem erzielten hiesige Tech-Firmen deutlich größere Runden:
2020 ging die größte Runde mit €560M an CureVac, dicht gefolgt von Klarna (€548M), N26 Group (€523M), Deliveroo (522M), Revolut (512M), Northvolt (508M) und Viva Wallet (vivawallet.com)(500M).
2021 verzeichnet bereits jetzt eine 2,2 Mrd. Euro Runde von Northvolt, 1 Mrd. Euro gingen an Klarna, €838M an MessageBird, €822M an Celonis, €744M an Trade Republic und weitere 31 #Startups sammelten jeweils über €200M ein. Zudem gerüchtet es, dass Gorillas €820M+ demnächst verkündet. Es wird.
Insgesamt flossen 29 Mrd. Euro in diesem Jahr in 977 Unternehmen via #LaterStage Investments (71% des Gesamtvolumens). 2020 waren es nur 24 Mrd. Euro, die sich 1928 Unternehmen teilten (56% des Gesamtvolumens).
Ein Trend, der sich abzeichnete: Der Anteil von späten Runden am investierten Gesamtvolumen wuchs über die letzten Jahren konsequent.
Für die europäische Startup-Szene sind das erfreuliche Entwicklungen.
Doch hier kommt die schlechte Nachricht:
Auch wenn sich europäische Einhörner dank mehr Risikokapital, smarten Unternehmer:innen und erwachsenem Ökosystem wie Kaninchen vermehren, löst mehr Risikokapital nicht alle Probleme.
Im Gegenteil. Es schafft welche.
Als der Begriff Einhorn vor 8 Jahren geformt wurde, existieren kaum welche. 2021 sind es 712. Doch die wenigsten von Ihnen sind profitabel. Die meisten verlieren Geld. Sie sind angewiesen auf Risikokapital. Selbst wenn sie an die Börse gehen, sind die meisten unrentabel und bleiben es auch. Trotz all der Milliarden, die spät investiert wurden, um wie wild zu wachsen, schaffen es nur wenige, ein operativ nachhaltiges Geschäft zu entwickeln. Das ist durchaus besorgniserregend.
Daher: Viel hilft nicht immer viel. Besonders dann nicht, wenn Investoren nur an Wachstum, Skalierung, Dominanz und Moats interessiert sind. Denn sie wollen ihre Wette künstlich aufgeplustert sehen, um sie maximal teuer zu veräußern.
Klar, es ist mehr Geld auf dem Markt als jemals zuvor. Das bedeutet aber auch, dass viel Geld für mittelmäßige Ideen zu Verfügung steht, die sich teurer verkaufen als sie sind. Dazu stehen immer mehr Investoren an der Seitenlinie, die keine sind. Es sind Finanzjongleure, die an Finanzwetten und nicht an Lösungen für die Probleme unserer Welt interessiert sind.
So muss es aber nicht sein. Wir dürfen nicht auf die falschen Symptome optimieren. Wir müssen zur Seite treten und Alternativen suchen. Alternativen zum stumpfen Kopieren eines Systems, welches nach außen hin glamourös scheint, aber im Inneren bereits fault.
Venture Capital
Risikokapital
Ökosystem
Later Stage
Stopfleberstartups
Startups
June 9, 2021
Einhörner lieben diesen Trick
Stopfleber-Einhörner und Investoren lieben diesen Trick: Die Kundenakquise solange mit Risikokapital subventionieren und Wettbewerber aufkaufen, bis wir keine Alternative mehr haben.
Denn wenn es funktioniert, verspricht es hohe Renditen durch Monopolrenten. Auch weil üppiges Marketing bisweilen dafür sorgte, dass wir uns an die subventionierten Services gewöhnt haben:
🚕 Mit Uber oder Lyft günstig zum Flughafen?
🚴 Sich Essen kostenlos nach Hause liefern lassen?
🏠️ In einer Stadtvilla günstig übernachten?
🛴 Mal schnell den Roller für den Weg zur U-Bahn nehmen?
🦍 Oder sich nen Sixpack Bier innerhalb von 10 Minuten bringen lassen?
Alles kein Problem. Digitale Geschäftsmodelle machen es möglich. Die schöne neue urbane Welt der Gig-Economy ist nur ein Klick entfernt.
Nun. Überraschung! Die meisten haben es mitbekommen: Hinter den Spiegeln scheint die Welt nicht rosig. Denn in dem Moment, in dem das Geld ausgeht, sterben Einhörner einen schnellen Tod.
Kevin Roose hat in einem The New York Times Artikel zusammengetragen, was passiert: MoviePass (unbegrenzt Kinofilme schauen), Homejoy (Hausreinigung), Luxe (Parkservice), Beepi (Gebrauchtwagenverkauf und -lieferung) und Maple, Sprig, SpoonRocket, Munchery (Essenslieferung) — sie alle gingen in Konkurs, als das Geld für Subventionen ausblieb.
Andere hatten mehr Glück und überlebten. Doch was macht man, wenn man das Wachstumskapital verbrannt hat? Richtig. Man erhöht die Preise und erpresst damit indirekt den Kunden:
Die durchschnittliche Uber- und Lyft-Fahrt kostet 40% mehr als noch vor einem Jahr. Essenslieferungs-Apps wie DoorDash und Grubhub haben ihre Gebühren im vergangenen Jahr stetig erhöht. Der durchschnittliche Tagessatz einer Airbnb-Miete stieg in Q1/21 um 35% zum Vorjahr. Bird hat den Preis für seine Rollerfahrten von 15 Cent pro Minute auf 42 Cent erhöht plus eine Fixgebühr von $1 eingeführt.
Ähnliches haben wir in Deutschland erlebt: Lange Zeit subventionierte Zalando SE den Versand. Sharing Mobility war und ist ein einziger subventionierter Preiskampf. Gorillas lieferte kostenlos einzelne Bierflaschen in wenigen Minuten. Und egal ob Foodbox, Hemdreinigung oder Wein-Subscription — wir alle hatten schon 20€ Gutscheine in der Hand und erlagen der Versuchung.
Zugegeben, es ist bequem und wir frönen einem Lifestyle, den sich vor 50 Jahren nur Superreiche gönnten. Es ist schwer Nein zu sagen, wenn VCs einem einen Service sponsern.
Doch es ist richtig und wichtig zu diskutieren, welchen Wert Stopfleber-Startups in die Welt bringen und zu hinterfragen, ob man sich politisch mit Einhörnern schmücken sollte, die ohne eine Ausbeutung des Niedriglohnsektor nicht überleben könnten.
Letztlich haben wir es in der Hand: Gehen wir die Preiserhöhung mit oder lassen wir es. Letzteres wäre ein Statement. Aber eben auch mit großen wirtschaftlichen und individuellen Verlusten in der Breite verbunden.
Risikokapital
Stopfleber Startups
Unicorns
Einhörner
Subvention
Venture Capital
June 1, 2021
Cracking the human code
Präsident Clinton, Craig Venter und Francis Collins
Bis gestern ging ich davon aus, dass wir das menschliche Genom vollständig entschlüsselt hätten 🧬 Glücklicherweise wurde ich eines Besseren belehrt.
Doch spulen wir zunächst 20 Jahre zurück: Im Sommer 2000 verkündete Präsident Bill Clinton wortgewaltig, dass “wir heute die Sprache lernen, mit der Gott das Leben erschaffen hat”. Damit eröffnete er eine Pressekonferenz, in der er die Früchte des Humangenomprojekts vorstellte, welches tatsächlich die Welt verändern sollte.
Doch wie es mit der Wissenschaft so ist: All die Jahre konnten wir die Sprache Gottes nur teilweise lesen. Denn ein paar Bits fehlten. Nicht viele, aber immerhin 200m DNA-Buchstaben und mehr als 2000 Gene. Knapp 8% des Genoms.
Dank fortschrittlicher Technologie und neuer Datenanalytik kommen wir aber heute einer hundertprozentigen Sequenzierung sehr nahe.
Das Humangenomprojekt ist ein Paradebeispiel für staatlich-geförderte #Sprunginnovation. Gestartet 1990, begann es als große wissenschaftliche Zusammenarbeit, welche sich schleichend zu einem stimulierenden Wettbewerb zwischen zwei Männern entwickelte.
Craig Venter, ein Mix aus Wissenschaftler & protzigem BioTech-Unternehmer, und Francis Collins, als Leiter des Humangenomprojekt eher Typ angestaubter Verwaltungsmitarbeiter, lieferten sich bisweilen sogar eine öffentliche Ego-Schlammschlacht.
Doch irgendwann reichte es Bill Clinton und er wies an, “die Jungs dazu zu bringen, endlich zusammenzuarbeiten”. Bei Pizza und Bier einigte man sich schließlich, die Lorbeeren für den wichtigsten biologischen Datensatz der Welt zu teilen, um den Präsidenten nicht zu vergraulen.
Um nichts zu verspielen und Opfer einer neuen Laune zu werden, hostete Clinton darauf eine Zeremonie im Weißen Haus, bei der Collins und Venter die Ergebnisse des Humangenomprojekts mit der Öffentlichkeit teilten und ihren Durchbruch verkündeten.
Die Zeremonie zeigte Wirkung. Sie erschütterte die Welt und ordnete unseren Denkstil sowie Zukunft neu. Mit fast $3 Mrd. erschloss man ein neues Level. Zudem schuf man fruchtbaren Boden, der in den folgenden Jahren viele komplementäre transformative Innovationen gedeihen ließ. Ein Erfolg auf ganzer Linie.
Nicht ganz. Denn rückblickend hat das Lesen des Codes uns nicht viel genützt. Allen Hoffnungen zum Trotz konnte Krankheit durch Lesen allein geheilt werden. Erst das Schreiben des Codes sollte die Welt verändern.
So ist aber das Wesen der Wissenschaft. Man weiß nie, welche Welt sich hinter dem nächsten Experiment verbirgt. Erst, wenn man die Tür aufstößt, erahnt man die Weiten.
Sprunginnovation
DNA
Genome Sequencing
Denkstil
Leitbild
Mindset
History of Science
May 26, 2021
Nachwehen: Was nützt ein neugeborenes Baby?
Michael Faraday
Es gibt dutzende Geschichten über Entdeckungen, die lange ruhten, bevor sie die Welt veränderten.
Eine der bekanntesten Anekdoten ist sicherlich die von Michael Faraday, der mit seinen Entdeckungen rund um die elektromagnetische Induktion den Grundstein für die Entfaltung der Elektroindustrie legte.
Im Jahr 1821 wandte sich Faraday der Elektrizität & dem Magnetismus zu. Das Resultat: ein Elektromotor-Prototyp. 10 Jahre später fand er heraus, dass ein Magnet, der sich in einer Drahtspule bewegt, Elektrizität induziert.
Diesen rudimentären Generator präsentiere Faraday dem britischen Premierminister (⚠️ urban myth ⚠️), der interessiert fragte: “Wozu ist das gut?” Faraday antwortete, wie Benjamin Franklin fast 50 Jahre vor ihm: “Was nützt ein neugeborenes Baby?” In einer alternativen Geschichtsschreibung antwortete er spitz: “Sie werden es bald besteuern können”.
Es sollten allerdings noch weitere fünfzig Jahre vergehen, bevor die elektrische Energie die Welt veränderte. Doch Faradays neugeborenes Baby wuchs genauso zu einem Giganten, wie die von Franklin beobachteten Ballons. Solange die Anwendung einer Entdeckung nicht klar und präsent ist, bleibt sie zweifelhaft in ihrem Wert.
Daher merkt Euch: Selbst die schlauesten Menschen der Welt können nicht immer beurteilen, was nützlich ist und was nicht.
innovation
digitale transformation
Wissensmanagement
sprunginnovation
Erfindung
Invention
Disruption
History of Science
May 25, 2021
Was ist schon eine halbe Milliarde?
Wer stopft, muss auch abnehmen: Noom Inc. – im Grunde eine App zur Gewichtskontrolle — hat 540M USD an Growth Capital in einer Series F eingesammelt 🤯
Offiziell ist Noom natürlich mehr als nur eine Diät-App: Man versteht sich als Tech-Unternehmen und Entwickler einer Gesundheitsplattform für intelligentes Ernährungs- und Bewegungscoaching 🏋️
Gut, man hat man 2020 einen Umsatz von 400M USD generiert — doppelt so viel wie im Vorjahr. Außerdem ist Fettleibigkeit in Industrienationen ein echtes Problem, die App hat 45M Downloads und Nutzer*innen scheinen glücklich mit dem Service. Das alles spricht erstmal gegen das Zertifikat Stopfleber-Startup 🤑
Doch rechtfertigen die Zahlen eine Bewertung von 3,7 Mrd USD — das 1,5-fache von WW (formerly Weight Watchers) — und einen potentiellen Börsengang mit einer angestrebten Bewertung von 10 Mrd US-Dollar? Falls ja, scheint die $500M Kasinokapitalismus Growth-Finanzwette gut angelegt 💸
Klar, man kann hohe Wagniskapitalrunden als Ausdruck vergangener Erfolge sehen. Natürlich kann man auch argumentieren, dass sie zukünftige Aufgaben und Möglichkeiten bewerten. Aber spielt das wirklich eine Rolle, sobald man die Grenze von einer halben Milliarde Dollar pro Runde überschritten hat 🤪 🎰
Venture Capital
Wagniskapital
Risikokapital
Kasinokapitalismus
Digital Health
Growth Capital
Stopfleber
Foie-Gras Startup
Startups
May 19, 2021
Einst Omen, heute Innovation
Max Planck
Was wäre, wenn gewisse Innovationen sich nur zu gewissen Punkten in der Geschichte durchsetzen können?
Unser Denken fußt auf geteilten Denkmustern. Wir sehen den Himmel nicht so, wie die alten Griechen ihn sahen. Krank sein bedeutet heute etwas anderes als im Mittelalter. Der Fussball vor Tiki-Taka war ein anderer. Und es soll sogar eine Welt vor dem Internet gegeben haben 🤨
Für uns ist es unmöglich, in vergangene Paradigmen einzutauchen und die Welt bspw. mit Wikingeraugen zu betrachten. Doch wir alle kennen Personen, die Dinge zur ihrer Zeit anders sahen: Leonardo baute Fluggeräte, Tesla glaubte an drahtlose Energieübertragung, Fritts baute 1883 die erste Solarzelle & Doug Evans erfand 2013 den Juicero.
Viele Ideen & Erfindungen bleiben Unfug oder Kuriosität, egal in welcher Zeit—sorry Doug. Doch bisweilen verhindert das Paradigma das volle Potential. Mitunter ist die Welt noch nicht bereit.
Wir wissen das, denn die Geschichte gibt einigen glücklichen Narren recht. Nachdem Technologien konvergieren, Verbrauchertrends sich ändern oder Märkte sich verschieben, wird das Unmögliche möglich.
Waren sich die Erfinder dessen bewusst? Wohl kaum. Zwar ist rückblickend alles absurd einfach nachzuzeichnen. Aber zu wissen, welche Dynamiken ein Paradigma erlaubt, bleibt eine Kunst.
Denkstil
Paradigma
Innovation
Erfindung
Invention
History of Science