Die große Stagnation
Es klingt ein wenig deprimierend, wenn der Ökonom Robert Gordon in seinem Mammutwerk „The Rise and Fall of American Growth“ argumentiert, dass technologischer Fortschritt aka Wirtschaftswachstum für Industrienationen vorbei ist.
Sein Take: Vergangene Großinnovationen wie Elektrizität, Verbrennungsmotoren, Sanitäranlagen, Waschmaschinen oder Flugzeuge wirkten breit und tief. Doch die Versprechen der Tech-Industrie laufen ins Leere. Zwar haben PC, iPhone, Facebook oder Gorillas das Leben einfacher gemacht, aber sie haben es nicht auf ein neues Niveau gehoben.
Mit seiner “Tech ist mehr Schein als Sein” Ansicht ist Gordon nicht alleine. Kollegen wie Solow, Cowen & Syverson stützen ihn: Fortschritt hat sich verlangsamt.
Positiv ausgelegt ist die große Stagnation jedoch nur eine deskriptive Hypothese über die Vergangenheit, keine Prognose. Bereiche der medizinischen Forschung, synthetische Biologie, Materialwissenschaften oder erneuerbare Energien profitieren stark von den Früchten des Computerzeitalters. Bits können Atome verändern. Disruption braucht Zeit.
Doch Fortschritt wird immer schwieriger und teurer. Deswegen sollten wir die Warnung ernst nehmen. Denn Forschungszentralisierung & -bürokratisierung, Überregulierung sowie eine gewisse kulturelle Fortschrittsabneigung sind uns nicht fremd. Es braucht neue Anfänge. In der Breite, wie in der Tiefe.
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