February 1, 2022

Einhörner

Für das Handelsblatt hat Larissa Holzki hat einen lesenswerten Artikel zur lahmenden Einhornherde geschrieben. Dazu ein paar weitere Gedanken 🦄

Fakt ist, in Startups wird mehr investiert als je zuvor. Es herrscht Champagnerlaune. Venture Funding 2021 hat auf breiter Front ein Rekord nach dem anderen. Die Investitionen im letzten Jahr waren um mehr als das Zehnfache höher, als zehn Jahre zuvor. Die Finanzierungen für europäische Start-ups stiegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 150 Prozent, was ca 116 Mrd Dollar entspricht.

Es bewegt sich was. Europa holt auf und das ist eine gute Sache. Doch das Handelsblatt legt den Finger in die richtige Wunde:

Auch wenn sich europäische Einhörner dank mehr Risikokapital, smarten Unternehmer:innen und professionellem Ökosystem wie Kaninchen vermehren, löst mehr Risikokapital nicht alle Probleme.

Dazu muss man nur einen Blick auf die Performance der Sternchen der letzten Jahre werfen. Die wenigsten der 800+ Einhörner sind profitabel. Im Gegenteil. Sie bluten Geld. Selbst die, die an er Börse gefeiert werden. Die Verluste der Börsen-Einhörner belaufen sich auf über 100 Mrd. USD. Über die Höhe der Verluste privater Einhörner lässt sich nur spekulieren. Und wer sich an einen erfolgreichen Börsengang in 2021 erinnert darf sich gerne melden.

Das Problem ist, wer vor 5 Jahren dabei war, hat ordentliche Geschäfte mit Einhörnern gemacht. Seitdem wird aber nur gepumpt und gestopft, was FOMO erzeugte, die die Einhorn-Piñata füllt. Heute ist es nur noch wilde Spekulation.

Klar, es ist mehr Geld auf dem Markt als jemals zuvor. Aber wenn zu viel Geld zu wenigen guten Ideen hinterherläuft, führt das unmittelbar zu Überbewertungen.

Viel hilft nicht viel. Besonders dann nicht, wenn Investoren nur an Wachstum, Skalierung, Dominanz und Moats interessiert sind und nicht an Wertschöpfung oder nachhaltigem Wirtschaften.

Man darf nie vergessen: Investoren wollen ihre Wette künstlich aufgeplustert sehen, um sie maximal teuer an den nächsten Narren zu veräußern (Endspiel: Kleinanleger an der Börse). Heute verkaufen sich viele Ideen teurer als sie sind. Aus Startup-Sicht fein, weil wie soll man sonst im Kampf um Aufmerksamkeit auf sich aufmerksam machen.

Wenn Investoren aber nur noch an Finanzwetten und 10x interessiert sind, braucht man sich nicht mehr wundern, dass Wachstums-Wahrnehmung wichtiger ist als Wertschöpfung, Sorgfalt oder Innovation.

Wir können es besser machen. Dringend aufhören müssen wir jedoch damit, die Hashtag#Kasinokapitalismus Strukturen & Methoden kopieren zu wollen. Ja, damit kann man Geld machen, aber mit Blick auf die Probleme der Welt sollten wir über Prioritäten in der Förderlandschaft sprechen. Wir müssen uns davon verabschieden, die Bildungs-, Finanzierungs- und Innovationssysteme des Valley zu reproduzieren.


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