Einhörner lieben diesen Trick
Stopfleber-Einhörner und Investoren lieben diesen Trick: Die Kundenakquise solange mit Risikokapital subventionieren und Wettbewerber aufkaufen, bis wir keine Alternative mehr haben.
Denn wenn es funktioniert, verspricht es hohe Renditen durch Monopolrenten. Auch weil üppiges Marketing bisweilen dafür sorgte, dass wir uns an die subventionierten Services gewöhnt haben:
🚕 Mit Uber oder Lyft günstig zum Flughafen?
🚴 Sich Essen kostenlos nach Hause liefern lassen?
🏠️ In einer Stadtvilla günstig übernachten?
🛴 Mal schnell den Roller für den Weg zur U-Bahn nehmen?
🦍 Oder sich nen Sixpack Bier innerhalb von 10 Minuten bringen lassen?
Alles kein Problem. Digitale Geschäftsmodelle machen es möglich. Die schöne neue urbane Welt der Gig-Economy ist nur ein Klick entfernt.
Nun. Überraschung! Die meisten haben es mitbekommen: Hinter den Spiegeln scheint die Welt nicht rosig. Denn in dem Moment, in dem das Geld ausgeht, sterben Einhörner einen schnellen Tod.
Kevin Roose hat in einem The New York Times Artikel zusammengetragen, was passiert: MoviePass (unbegrenzt Kinofilme schauen), Homejoy (Hausreinigung), Luxe (Parkservice), Beepi (Gebrauchtwagenverkauf und -lieferung) und Maple, Sprig, SpoonRocket, Munchery (Essenslieferung) — sie alle gingen in Konkurs, als das Geld für Subventionen ausblieb.
Andere hatten mehr Glück und überlebten. Doch was macht man, wenn man das Wachstumskapital verbrannt hat? Richtig. Man erhöht die Preise und erpresst damit indirekt den Kunden:
Die durchschnittliche Uber- und Lyft-Fahrt kostet 40% mehr als noch vor einem Jahr. Essenslieferungs-Apps wie DoorDash und Grubhub haben ihre Gebühren im vergangenen Jahr stetig erhöht. Der durchschnittliche Tagessatz einer Airbnb-Miete stieg in Q1/21 um 35% zum Vorjahr. Bird hat den Preis für seine Rollerfahrten von 15 Cent pro Minute auf 42 Cent erhöht plus eine Fixgebühr von $1 eingeführt.
Ähnliches haben wir in Deutschland erlebt: Lange Zeit subventionierte Zalando SE den Versand. Sharing Mobility war und ist ein einziger subventionierter Preiskampf. Gorillas lieferte kostenlos einzelne Bierflaschen in wenigen Minuten. Und egal ob Foodbox, Hemdreinigung oder Wein-Subscription — wir alle hatten schon 20€ Gutscheine in der Hand und erlagen der Versuchung.
Zugegeben, es ist bequem und wir frönen einem Lifestyle, den sich vor 50 Jahren nur Superreiche gönnten. Es ist schwer Nein zu sagen, wenn VCs einem einen Service sponsern.
Doch es ist richtig und wichtig zu diskutieren, welchen Wert Stopfleber-Startups in die Welt bringen und zu hinterfragen, ob man sich politisch mit Einhörnern schmücken sollte, die ohne eine Ausbeutung des Niedriglohnsektor nicht überleben könnten.
Letztlich haben wir es in der Hand: Gehen wir die Preiserhöhung mit oder lassen wir es. Letzteres wäre ein Statement. Aber eben auch mit großen wirtschaftlichen und individuellen Verlusten in der Breite verbunden.
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