August 1, 2020

Gaia-X

Ein paar Gedanken zu dem #GaiaX Handelsblatt Artikel. Stay with me, es wird unangenehm: Grundlegend ist die Motivation nicht verkehrt, denn Cloud = harte Infrastruktur. Doch wer meint hier überhaupt irgendeine Nadel bewegen zu können, der irrt. Die Hypercloud-Anbieter (nennen wir einfach mal die Bösen: Amazon, Google, Microsoft) haben weltumspannende harte Infrastrukturen (= Blech), in die sie Milliarden investieren. Jedes Jahr. Jeder. Das Geld fließt in Datacenter, Millionen von CPUs, transatlantische Kabel etc pp. Ernstzunehmende Wettbewerber, die einem hier einfallen, sagen wir mal IBM oder Oracle, investieren hingegen eher Asset-Light als CAPEX-getrieben. So hat IBM Red Hat für 34 Milliarden gekauft und bei Oracle sinken die Investitionen seit 2017. Ein Zeichen für fehlende Kunden.

Die CAPEX Ausgaben von Microsoft, Amazon und Google hingegen stiegen in den letzten 10 Jahren unaufhörlich. Bei Microsoft waren es 2019 zw. 15 und 20 Mrd. US-Dollar, bei Google knapp 25 Mrd. und bei Amazon 31,95 Mrd. auf dem Zettel. Und jetzt kommt plötzlich GAIAX um die Ecke. Angestachelt durch den Erfolg der Hyperclouds, will man das ganze Spiel sicherer, transparenter, souveräner, blabla und innovativer machen. Versteht mich nicht falsch. Das sind Dinge, die ich befürworte.

Doch am Ende ist es nur eine Schüssel voller netter neuer Buzzwords, die erstmal nur ein Protokoll (Hallo Internet!) beschreiben, welches magisch alle CAPEX Investitionen der Hyperclouds egalisiert. Das kleine gallische Dorf GAIA im Kampf gegen die Übermacht aus dem Westen. Es scheint ein Kampf, der aussichtslos ist. Da helfen auch nicht die schönsten und besten Ideale. GAIAX wird zerdrückt wie Ernest Shackleton’s Endurance im arktischen Eis. Gegen Naturgewalten hilft auch nicht die beste Vorbereitung. Denn was setzt GAIA-X den Milliarden entgegen? Ein Grundlagenbudget von 1,5 Millionen (!) Euro pro Jahr. Nicht genügend, aber ausreichend” so ein beteiligter Partner. 1,5 Mio., um gg China und die USA zu bestehen. Ahem. Ihre Majestät. Sie belieben zu scherzen. Es bleibt abzuwarten, was ausreichend bedeutet. Again: Wir brauchen Alternativen. Aber wer große Worte schwingt, muss auch Taten folgen lassen. Das Geld reicht nicht annähernd aus. Uber gibt allein pro Monat $3M für Cloud Services aus. Und GAIAX will ein Gegengewicht bauen?

Was ist also die Antwort? Ich weiß es nicht. Klar. Aber die große Alternative bauen ist schlichtweg Banane. Lieber sollte man kleine Brötchen backen. Dort helfen, wo Probleme digitalen Mehrwert verhindern. Come for the tool, stay for the network” lautet eine SV Trope. Zum Beispiel Anwendungen wie der matrixbasierte Messenger Element von @PUBLIC_Germany, der eine halbe Mio, für ein Chat-Programm für Schulen und Verwaltung, gestern erhielt, zeigen den Weg auf. Ein kleiner Teich, verglichen mit dem Cloud Ozean.

Aber hier kann was bewegt werden. Zieht man das Pferd von unten auf, wird sich das auch in der Gesamtwirtschaft bemerkbar machen. Und zwar effektiver, werthaltiger und stärkender. Erst wenn die Basis robust und adaptiv ist, kann man in den Krieg ziehen. Wer Infrastrukturen ohne Anwendungen baut verliert. Wir brauchen Services, die Probleme lösen und Nutzer abholen. Keine fünfte Infrastruktur, wenn doch eigtl alle schon grundversorgt sind. Erst recht nicht, wenn man sich diese nicht leisten kann.


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