March 1, 2023

Marshmallow Test

Daniel GilbertDaniel Gilbert

Der Menschheit größtes Problem: Wir sind gut darin, auf unmittelbare Probleme zu reagieren, aber es fällt uns schwer, uns mit der Zukunft und ihren Ableitungen für die Gegenwart zu befassen 🌱

Machen wir uns nichts vor, wir alle kennen den Sog der bequemen Gegenwart. Egal, ob es um Sport, körperliche Gesundheit, persönliche Weiterbildung, langfristige Geschäftsentwicklung abseits des nächsten Quartals oder politische Pläne außerhalb Legislaturperioden geht. Je weiter das Ziel in der Zukunft, desto schwieriger tun wir uns. Anstatt schrittweise auf ein weit entferntes Ziel hinzuarbeiten, optimieren wir pathologisch lieber auf kurzfristige Befriedigung.

Der Grund dafür? Er scheint neurobiologisch, wenn man dem Psychologen Daniel Gilbert folgt. Gilbert untersucht bereits seit geraumer Weile, wie unsere grauen Zellen die Zukunft verarbeiten und dies unser Verhalten und unsere Entscheidungen im Hier und Jetzt beeinflusst.

Seine Erkenntnis: Unser Gehirn hat sich so entwickelt, dass es unmittelbaren Bedrohungen Vorrang einräumt, aber allmähliche Warnsignale depriorisiert.

Was in der Vergangenheit auch recht nützlich war, denn aus diesem Grund haben wir so lange überlebt, wie wir überlebt haben. Wenn heute Heuschrecken-Aliens einfallen, wissen wir, dass wir Will Smith und Jeff Goldblum losschicken müssen. Geht es allerdings um langfristig angelegte Herausforderungen wird es… tückisch.

Diese Beobachtung überrascht keinen, der Daniel Kahnemans und Amos Tverskys Thinking, Fast and Slow” kennt oder an die Ergebnisse des #MarshmallowTest denkt, den sicher alle Eltern bereits mit ihren Kindern schon einmal durchgeführt haben.

Fakt ist, unser Gehirn tut sich schwer mit tiefen Zukünften. Und das sollten wir anerkennen, wenn es darum geht, abstrakte Themen wie die #Klimakatastrophe, #Biodiversitätsverlust, #Degrowth oder #planetareGrenzen in die Breite zu tragen.

Es handelt sich dabei um komplexe Themen. Für die meisten nicht greifbar, weil sie nicht eindeutig zuzuordnen sind, sich schleichend und langfristig entwickeln und uns moralisch nicht triggern—was übrigens in krassem Gegensatz zu den überbordenden Reaktionen auf die Aktionen von Klimaaktivisten steht und damit das Dilemma perfekt auf den Punkt bringt. Klima-Kleber hassen gehört zum guten Ton, während der Klimawandel in der Breite kaum stattfindet. Jede Generation kultiviert das, was sie ehrt.

Wir sollten uns gewahr sein, dass unser Gehirn nicht annähernd so energisch langfristige Themen bearbeitet, wie es das mit eindeutigen und aktuellen Dingen tut. Deswegen sollten wir das Selbstverständnis etablieren, uns nicht der Kurzfristigkeit und digital-getriebenen Dopamin-Shots einer beschleunigten Gegenwart hinzugeben. Wir sollten Bedingungen schaffen, die Langfristigkeit und Nachhaltigkeit fördern. Und dafür sorgen, dass auch unsere Kindeskinder ohne schlechtes Gewissen Marshmallows verzehren können.


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