November 14, 2021

Warum wir Sprunginnovationen brauchen

Unser Verhältnis zur Innovation ist komplex. Wir lieben marktnahes Theater, meiden aber Ungewissheiten neuer Technologien. Wieso?

Dieser Frage gehen Rafael Laguna de la Vera und Dr. Thomas Ramge von der SPRIND - Bundesagentur für Sprunginnovationen in ihrem neuen Buch Sprunginnovation - Wir wir mit Wissenschaft und Technik die Welt wieder in Balance bekommen nach.

So viel vorweg: Es ist ein Buch, das ich grundsätzlich jedem wärmstens empfehlen kann. Besonders, weil es voller Zukunftsoptimismus ist. Es kleidet sich nicht in Willkürlichkeit, FOMO oder Disruptionsangstmacherei, sondern zeigt ehrlich auf, woran es uns derzeit mangelt: An der staatlich wie privaten Förderung von jungen, aber potentiell bahnbrechenden Technologien sowie dem fehlendem Verständnis für die Ungewissheit und Unsicherheit, die diese Technologien umgeben.

Wir alle stehen vor großen und komplexen Herausforderungen. Unser Umgang mit Daten und Informationen schädigt unsere Gesellschaft nachhaltig, eine robuste Gesundheit der Bevölkerung ist wichtiger denn je, Chancen sollten für alle geschaffen werden, und die Eindämmung des Klimawandels hat höchste Priorität. Dennoch schaffen wir es nicht, neue Finanzierungsansätze zu etablieren, die Innovationen einbeziehen, die Lösungen in diesen Bereichen ermöglichen.

Zwar wollen wir alle gerne technologie-basierte Unternehmen unterstützen, die an bahnbrechenden neuen Dingen arbeiten. Wohl wissend, dass wir neue Dinge brauchen, die langfristig große Auswirkungen auf die Gesellschaft und unsere Umwelt haben werden. Doch Unterstützung erfährt in diesen Tagen nicht die Erfinderin einer neuen kohlenstoffsaugenden Technologie. Unterstützt werden jene, die bestehende Technologien oder, noch schlimmer, Geschäftsmodelle” auf neue Weise in bereits etablierten Märkten nutzen, um in kürzester Zeit viel Geld zu verdienen.

Klar, Märkte sind die besseren Investitionen. Doch sie werden uns nicht retten. Und genau an dieser Stelle müssen sich staatliche Förderer und private Investoren fragen, ob sie die Probleme des 21. Jahrhunderts wirklich ernst nehmen. Denn wir alle wollen mehr CleanTech Innovationen, aber was wir bekommen, sind mehr und mehr aufmerksamkeitsoptimierte Suchtmaschinen.

Und genau deswegen ist das Buch von Rafael und Thomas so wichtig. Es rüttelt auf und stellt die Frage, wie wir Deutschland wieder an die Weltspitze bahnbrechender neuer Technologien heranführen. Es fragt, wie wir uns auf neue Abenteuer einlassen und wie wir mit sinnvollen Innovationen, vielleicht Sprunginnovation, ausgetretene Pfade verlassen können, um neue ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Wege nicht nur zu entdecken, sondern auch auszubauen.

Wir brauchen Innovationen, die unser aller Leben besser machen. Nicht nur bequemer.

Wer mit diesem Aufruf etwas anfangen kann, sollte sich das Buch dort kaufen, wo es Bücher zu kaufen gibt (ab Mittwoch auch beim Versandhändler bei dem ihr alle schon einmal bestellt habt).

Fünf von fünf Herzen ❤️


Sprunginnovation Innovation UDS


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Einhörner Für das Handelsblatt hat Larissa Holzki hat einen lesenswerten Artikel zur lahmenden Einhornherde geschrieben. Dazu ein paar weitere Gedanken 🦄