November 1, 2022

ESG Fake

Das Interesse an grünen Anlagen ist so groß wie nie. Doch es gibt ein massives Problem: Glaubwürdigkeit. Knapp 48% grüner EU-Fonds stecken Geld in Öl, Kohle & Luftfahrt 🤬

Uns ist allen bewusst, dass wir ohne Investitionen in #Klimaökonomie, #Klimaschutz und #Klimaneutralität auf sehr unruhige Jahrzehnte zusteuern.

Doch egal ob #ESG Anlagen im Finanzmarkt oder #CarbonCredit Klimainvestitionen im freiwilligen Kohlenstoffmarkt, alle nachhaltig-orientierten Märkte haben heute ein immenses Problem mit Transparenz, Qualität und Kredibilität. In allen Märkten gehören Etikettenschwindel und #Greenwashing zur Tagesordnung.

Das internationale Medienprojekt Great Green Investment Investigation“ hat mit der niederländischen Plattformen Follow the Money, Investico - onderzoeksjournalisten sowie acht europäischen Medienhäusern mehr als 800 als grün etikettierte Fonds, darunter 547 in Deutschland handelbare, ausgewertet. Das Ergebnis:

😡 Knapp 48% aller nachhaltig etikettierten Fonds in Europa legen dort Geld an, wo kein ökologischer Mehrwert zu erkennen ist.

😭 Einige Fonds investieren mehr als 40 Prozent ihres Kapitals in Firmen aus der Öl- und Kohleindustrie und der Luftfahrt, bei einer großen Zahl der Fonds sind es weniger als zwei Prozent.

😧 Europaweit summiert sich der fragliche Betrag auf rund 8,5 Milliarden Euro.

👿 Eine Kontrolle findet kaum statt. Sanktionen sind in der EU-Verordnung nicht vorgesehen.

Liest man diese Zahlen, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass Nachhaltigkeit und Klimafinanzierung komplett am Ziel vorbeischießt. Anstatt Impact zu fördern, wird Missbrauch geschürt.

Die Antwort kann nur darin bestehen, Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Glaubwürdigkeit im Markt der #Klimafinanzierung erheblich zu erhöhen, um die schlechten Spieler so schnell es geht auszusortieren. Denn wir brauchen grünes Wachstum. Gerne befeuert durch die Kombination aus #Impact und #ForProfit. Denn es gilt möglichst viele Investoren davon zu überzeugen, dass Geld Gutes bewirken kann. Immerhin geht es allein in Europa um mehr als 4 Billionen Euro!

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October 1, 2022

Brand Eins

Brand EinsBrand Eins

Fakt oder Fiktion—Was zählt im Startupland? Darüber habe ich mit dem wunderbaren Thomas Ramge für ein brand eins Interview gesprochen 👇

Kurz: Das Startup-Ökosystem hat einen gewaltigen Schluckauf. Zwar wird weiterhin fleißig Hashtag#Risikokapital investiert. Doch viele Hashtag#Startup Mitarbeiter*innen sind in den letzten Wochen entlassen worden, Bewertungen wurden massiv gedrosselt, IPOs ausgesetzt und Strategien von Wachstum auf Profit gedrillt.

Die Gezeiten haben sich gewandelt. Der Bärenmarkt hat sich entfaltet. Hype täuscht nicht mehr über fehlende Substanz hinweg. Große Wachstumsfiktionen mit Schall und Theater weichen schnöder konservativer Unternehmensidealen. Der Kasinokapitalismus verliert sein Feenstaub. Die Blase scheint zu platzen.

Nur vereinzelte Märkte, wie Hashtag#ClimateTech oder Hashtag#Web3, zeigen sich unbeeindruckt, wie eine Analyse meines hy — the Axel Springer Consulting Group Kollegen Timo Schulze zeigte. Doch auch in Klima und Crypto spielt der gemeine Hashtag#VC nicht mehr im Kasinorausch—was wir derzeit hautnah bei unserer Klima-Fintech Gründung Senken erleben.

Und das ist gut so. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind groß. Es braucht eine Restrukturierung der Investmentströme und eine Neubewertung von Innovation. Nur wenn wir nachhaltiger, werthaltiger und impact-orientierter investieren und innovieren, können wir den Herausforderungen begegnen. Da dies einen gewaltigen Umbruch nach achtzehn Jahren Party beschreibt, gehört das derzeitige Zaudern und Verwalten zum Geschäft.

Die gegenwärtige Marktkorrektur ist aber vor allem eines: eine Chance. Eine Chance für neue Modelle und Pioniere.

Und die BrandEins bringt dafür Beispiele. Von grüner Gentechnik, über das Banking mit ökologischen Grundsätzen, Fridays for Future und das musterhafte Hashtag#impactinvesting Modell von Planet A Ventures rund um Nick de la Forge, Fridtjof Detzner und Lena Thiede.

Es verändert sich viel in Europa. Und das in vielen Bereichen, nahezu gleichzeitig. Natürlich weiß niemand, wohin die Reise geht, wie Wladimir Kaminer treffend den Wandel in seinem Beitrag im Heft zusammenfasst. Doch Wagemut und Geschlossenheit im Handeln existiert. Es muss nur maximiert werden. Neue Investmentlogiken und -maxime könnten ein Anfang sein.

Link zum Interview.

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October 1, 2022

Alexander von Humboldt

Svante ArrheniusSvante Arrhenius

Kaum jemand hat unser Verständnis von der Natur so geprägt, wie Alexander von Humboldt. Er brachte Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart in Einklang. Was wir von ihm lernen können 👇

Urlaubszeit ist Lesezeit. Andrea Wulfs Biographie Alexander von Humboldt - Die Erfindung der Natur” ist ein Meisterwerk. Es ist eine Hommage an einen Wissenschaftler, der außergewöhnliche Expeditionen unternahm, sich für die Funktionsweise der Natur interessierte und mit seinen detaillierten Beobachtungen der Tier- und Pflanzenwelt die Grundlagen für die moderne Wissenschaft und Umweltforschung legte.

Humboldt war einer der letzten Universalgelehrten. Sein ganzheitlicher Ansatz — eine wissenschaftliche Methode, die neben empirischen Daten auch Kunst, Geschichte, Poesie und Politik einbezog — erklärte die Welt. Er machte Naturwissenschaften verständlich und populär. Alle haben haben von ihm gelernt: Bauern und Handwerker, Schüler und Lehrer, Maler und Musiker, Wissenschaftler und Politiker. Und auch wenn Humboldt nichts entdecke, seine Sicht auf die Welt veränderte alles.

Und genau diese Sicht kann uns heute noch viel lehren.

Unsere Herausforderungen sind groß. Besonders die Klima-Katastrophe. Oft verlassen wir uns auf die naive Hoffnung, dass die Zukunft eine Technologie gebären wird, die sich der Probleme annimmt.

Doch die Realität ist komplexer. Verwobener. Allerdings neigen wir dazu scharfe Linie zu ziehen. Wissenschaft und Kunst sind heute genauso entkoppelt wie Subjekt und Objekt. Wir suchen die Lösung im Individuellen, anstatt sie in den Verbindungen zu suchen.

Humboldt schämt sich ob der Einfältigkeit in seinem Himmel. Denn er war der Überzeugung, dass wir die Natur nur verstehen, wenn wir von unserer Vorstellungskraft Gebrauch machen. Er war überzeugt, dass man Wissen, Kunst und Dichtung, genauso wie Erkenntnis und Gefühle zusammenbringen muss, um das Wunder der Natur zu begreifen.

Genau dieses Staunen über das Wunder der Natur ist uns abhanden gekommen. Wir reden darüber die Natur schützen zu wollen, weil wir sie lieben. Aber begreifen wir sie noch?

In einer Zeit, wo Wissenschaftler und Technologen versuchen, die globalen Folgen des Klimawandels zu verstehen und vorherzusagen, ist Humboldts vernetzter Ansatz wichtiger als je zuvor. Die Natur ist ein globales Netzwerk. Und nur wenn wir zu einem Netzwerk werden, welches übergreifend offen kommuniziert und agiert, können wir der Herausforderung begegnen.

Humboldt erkannte, dass alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte eng mit den Umweltproblemen seiner Zeit verknüpft sind. Er blickte über den Horizont seines eigenen Selbst. Die Frage ist, warum wir uns das nicht eingestehen wollen und warum wir weiterhin ausbeuterisch und zerstörerisch handeln anstatt regenerativ und gerecht?

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September 1, 2022

Fellini hatte Recht

Fellini über Social MediaFellini über Social Media

Damit ist im Wesentlichen alles gesagt.

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September 1, 2022

Charles Ponzi

Charles PonziCharles Ponzi

Gestatten, Charles Ponzi. Unternehmer, Gauner und Vorbild vieler Krypto-Geschäftsmodelle. Dies ist die Geschichte des Königs der Schwindler ⬇️

Hashtag#CharlesPonzi war ein italienischer Dandy. In seiner Heimat gescheitert, zog er ins Gelobte Land, wo er versuchte, Reichtum und Ruhm zu erlangen. Nachdem er sich mehrere Jahre lang erfolglos in den USA abgemüht hatte, setzte Ponzi 1920 in Boston ein äußerst erfolgreiches Hashtag#PumpAndDump-System in Gang und verwirklichte seinen Traum.

Seine Idee: Er wollte verbilligte Postantwortscheine in Europa kaufen und sie zum Nennwert in den USA einlösen — ein durchaus legales Wechselkurssystem. Wie genau er sie ver/kaufen wollte, wusste er nicht. Er wusste aber, dass er es machen wollte. Also machte er sich auf die Suche nach Startkapital. Das Problem: Charles war pleite. Banken wollten ihm keinen Kredit geben. Also beschloss er, seine Idee öffentlich zu vermarkten. Fortan verkaufte er Ponzi Notes” an Investoren und versprach eine Rendite von 50% in nur 45 Tagen.

Ein lukrativer Deal. Die Hoffnung auf schnelles Geld verbreitete sich in Boston wie ein Lauffeuer. 20000 Anleger vertrauten ihm innerhalb eines Jahres knapp $20M (heute $278M) an. Der erfolglose aber charmante Mister Ponzi stieg zum geschätzten Finanzgenie auf.

Postantwortscheine kaufte allerdings er nie. Problem 1: Fehlende Skalierbarkeit. Charles hätte Schiffe chartern müssen, um die Post zu verschiffen. Also besann er sich auf das Geldeinsammeln und bezahlte die Rendite mit Geldern von Neu-Anlegern. Ein einfacher, aber erfolgreicher Bluff, der immer fetter wurde.

Ein Jahr lief der Betrug, bevor die Behörden, die Post und die Bankaufsicht ihr Interesse bekundeten. Und dann gab es noch Problem 2: Ponzis Plan funktioniert nur, wenn die Zahl der Neu-Anleger exponentiell steigt. Dies fiel irgendwann der Presse auf, die den Coupon-Schwindel kampfeslustig platzen ließ.

Dem charmanten Ponzi gingen irgendwann die Antworten aus. Er hätte sich absetzen können, glaubte aber selbst zu stark an den Schwindel. Dummerweise hat sein System zudem Geld nicht vermehrt, sondern vernichtet. Also hatte Ponzi keine Wahl und bekannte sich schuldig. Er ging für mehrere Jahre ins Gefängnis, spekulierte danach im Immobilienboom in Florida, geriet erneut mit dem Gesetz in Konflikt, wurde ausgewiesen und starb mittellos in Brasilien.

Doch der Geist von Ponzi lebt. Er feiert in der Hashtag#Finanzbranche und besonders in der Hashtag#Tech und Hashtag#Kryptowelt große Parties: Bernard Madoff, Allen Stanford, Martin Shkreli, Quadriga aber auch Hashtag#Bitcoin, Hashtag#Shitcoins, Hashtag#NFTs, Hashtag#Unicorns und Hashtag#Stonks sind Jünger des Dämons. Dort wo Hype ist, ist Ponzi nicht fern. Besonders große Tech-Visionäre mit ihren manischen Sektenmitgliedern beschwören Ponzi häufiger, als ihnen lieb ist.

Würde Ponzi heute leben, er würde Tech und besonders das magische Internetgeld lieben. Überrascht wäre er hingegen davon, dass sein 50%-Renditeversprechen niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlockt.

(Bild: Jared Enos, Flickr)

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June 1, 2022

Was plant das Silicon Valley

Was planen die Magier des Silicon Valley? Das fragt eine überraschend kritische ZDF Doku namens Utopia: Irre Visionen in Silicon Valley. Heute im Fernsehen, jetzt schon in der Mediathek 📺

Der Dokumentarfilm wirft einen unvoreingenommenen Blick darauf, wie einige wenige mächtige, wohlhabende weiße Männer die Weichen für unsere Zukunft stellen, indem sie sie durch ihre Narrative für sich beanspruchen und uns durch ihre Produkte in eine bewusste Abhängigkeit zwingen.

Unbedingt empfehlenswert. Selten hat ein deutsches Leitmedium den amerikanischen Fortschrittsglauben und den Mythos Silicon Valley mit ihren Leit-Technokraten so in Frage gestellt.

Wir brauchen neuen Fortschritt. Wir brauchen neue Prioritäten. Und deshalb müssen wir uns davon verabschieden, die Innovationssysteme des Valley reproduzieren zu wollen. Wir sollten häufiger nach dem Warum” fragen und nicht blind den coolsten Zukunftsbildern wildgewordener Tech-Bros folgen.

Denn merke: Der Grat zwischen Dystopie und Utopie ist schmal, denn was für den einen eine Utopie ist, ist für den anderen eine Dystopie.

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February 1, 2022

Einhörner

Für das Handelsblatt hat Larissa Holzki hat einen lesenswerten Artikel zur lahmenden Einhornherde geschrieben. Dazu ein paar weitere Gedanken 🦄

Fakt ist, in Startups wird mehr investiert als je zuvor. Es herrscht Champagnerlaune. Venture Funding 2021 hat auf breiter Front ein Rekord nach dem anderen. Die Investitionen im letzten Jahr waren um mehr als das Zehnfache höher, als zehn Jahre zuvor. Die Finanzierungen für europäische Start-ups stiegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 150 Prozent, was ca 116 Mrd Dollar entspricht.

Es bewegt sich was. Europa holt auf und das ist eine gute Sache. Doch das Handelsblatt legt den Finger in die richtige Wunde:

Auch wenn sich europäische Einhörner dank mehr Risikokapital, smarten Unternehmer:innen und professionellem Ökosystem wie Kaninchen vermehren, löst mehr Risikokapital nicht alle Probleme.

Dazu muss man nur einen Blick auf die Performance der Sternchen der letzten Jahre werfen. Die wenigsten der 800+ Einhörner sind profitabel. Im Gegenteil. Sie bluten Geld. Selbst die, die an er Börse gefeiert werden. Die Verluste der Börsen-Einhörner belaufen sich auf über 100 Mrd. USD. Über die Höhe der Verluste privater Einhörner lässt sich nur spekulieren. Und wer sich an einen erfolgreichen Börsengang in 2021 erinnert darf sich gerne melden.

Das Problem ist, wer vor 5 Jahren dabei war, hat ordentliche Geschäfte mit Einhörnern gemacht. Seitdem wird aber nur gepumpt und gestopft, was FOMO erzeugte, die die Einhorn-Piñata füllt. Heute ist es nur noch wilde Spekulation.

Klar, es ist mehr Geld auf dem Markt als jemals zuvor. Aber wenn zu viel Geld zu wenigen guten Ideen hinterherläuft, führt das unmittelbar zu Überbewertungen.

Viel hilft nicht viel. Besonders dann nicht, wenn Investoren nur an Wachstum, Skalierung, Dominanz und Moats interessiert sind und nicht an Wertschöpfung oder nachhaltigem Wirtschaften.

Man darf nie vergessen: Investoren wollen ihre Wette künstlich aufgeplustert sehen, um sie maximal teuer an den nächsten Narren zu veräußern (Endspiel: Kleinanleger an der Börse). Heute verkaufen sich viele Ideen teurer als sie sind. Aus Startup-Sicht fein, weil wie soll man sonst im Kampf um Aufmerksamkeit auf sich aufmerksam machen.

Wenn Investoren aber nur noch an Finanzwetten und 10x interessiert sind, braucht man sich nicht mehr wundern, dass Wachstums-Wahrnehmung wichtiger ist als Wertschöpfung, Sorgfalt oder Innovation.

Wir können es besser machen. Dringend aufhören müssen wir jedoch damit, die Hashtag#Kasinokapitalismus Strukturen & Methoden kopieren zu wollen. Ja, damit kann man Geld machen, aber mit Blick auf die Probleme der Welt sollten wir über Prioritäten in der Förderlandschaft sprechen. Wir müssen uns davon verabschieden, die Bildungs-, Finanzierungs- und Innovationssysteme des Valley zu reproduzieren.

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November 14, 2021

Warum wir Sprunginnovationen brauchen

Unser Verhältnis zur Innovation ist komplex. Wir lieben marktnahes Theater, meiden aber Ungewissheiten neuer Technologien. Wieso?

Dieser Frage gehen Rafael Laguna de la Vera und Dr. Thomas Ramge von der SPRIND - Bundesagentur für Sprunginnovationen in ihrem neuen Buch Sprunginnovation - Wir wir mit Wissenschaft und Technik die Welt wieder in Balance bekommen nach.

So viel vorweg: Es ist ein Buch, das ich grundsätzlich jedem wärmstens empfehlen kann. Besonders, weil es voller Zukunftsoptimismus ist. Es kleidet sich nicht in Willkürlichkeit, FOMO oder Disruptionsangstmacherei, sondern zeigt ehrlich auf, woran es uns derzeit mangelt: An der staatlich wie privaten Förderung von jungen, aber potentiell bahnbrechenden Technologien sowie dem fehlendem Verständnis für die Ungewissheit und Unsicherheit, die diese Technologien umgeben.

Wir alle stehen vor großen und komplexen Herausforderungen. Unser Umgang mit Daten und Informationen schädigt unsere Gesellschaft nachhaltig, eine robuste Gesundheit der Bevölkerung ist wichtiger denn je, Chancen sollten für alle geschaffen werden, und die Eindämmung des Klimawandels hat höchste Priorität. Dennoch schaffen wir es nicht, neue Finanzierungsansätze zu etablieren, die Innovationen einbeziehen, die Lösungen in diesen Bereichen ermöglichen.

Zwar wollen wir alle gerne technologie-basierte Unternehmen unterstützen, die an bahnbrechenden neuen Dingen arbeiten. Wohl wissend, dass wir neue Dinge brauchen, die langfristig große Auswirkungen auf die Gesellschaft und unsere Umwelt haben werden. Doch Unterstützung erfährt in diesen Tagen nicht die Erfinderin einer neuen kohlenstoffsaugenden Technologie. Unterstützt werden jene, die bestehende Technologien oder, noch schlimmer, Geschäftsmodelle” auf neue Weise in bereits etablierten Märkten nutzen, um in kürzester Zeit viel Geld zu verdienen.

Klar, Märkte sind die besseren Investitionen. Doch sie werden uns nicht retten. Und genau an dieser Stelle müssen sich staatliche Förderer und private Investoren fragen, ob sie die Probleme des 21. Jahrhunderts wirklich ernst nehmen. Denn wir alle wollen mehr CleanTech Innovationen, aber was wir bekommen, sind mehr und mehr aufmerksamkeitsoptimierte Suchtmaschinen.

Und genau deswegen ist das Buch von Rafael und Thomas so wichtig. Es rüttelt auf und stellt die Frage, wie wir Deutschland wieder an die Weltspitze bahnbrechender neuer Technologien heranführen. Es fragt, wie wir uns auf neue Abenteuer einlassen und wie wir mit sinnvollen Innovationen, vielleicht Sprunginnovation, ausgetretene Pfade verlassen können, um neue ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Wege nicht nur zu entdecken, sondern auch auszubauen.

Wir brauchen Innovationen, die unser aller Leben besser machen. Nicht nur bequemer.

Wer mit diesem Aufruf etwas anfangen kann, sollte sich das Buch dort kaufen, wo es Bücher zu kaufen gibt (ab Mittwoch auch beim Versandhändler bei dem ihr alle schon einmal bestellt habt).

Fünf von fünf Herzen ❤️

Sprunginnovation Innovation UDS
September 8, 2021

Über den Silicon Valley Mythos

Anarchische Hippies, die zu neoliberalem Glanz und Koffer voller Geld aufstiegen, Freiheit versprachen und letztlich uns alle verkauften.”

Adrian Daub, Literaturwissenschaftler in Stanford, streut in diesem Gespräch eine Tonne Salz in die offene Wunde von Deutschlands aktuellem Traum von mehr Wirtschaftswachstum nach dem Vorbild des Silicon Valley. Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger beleuchtet er die Schatten der gängigen Narrative und blickt hinter den Spiegel der Wachstumsideologie. Uneingeschränkte Hör- bzw. Sehempfehlung.

Kaum jemand in Deutschland will es hören, aber hinter dem Spiegel verrottet das ehemals berühmt berüchtigte Vorbild der Digitalwirtschaft.

Wir können es besser machen. Dringend aufhören müssen wir jedoch damit, die ausbeutenden Strukturen & Methoden kopieren zu wollen. Ja, die Tech-Ideologie ist mächtig. Ja, sie hat es uns ermöglicht, neue Produkte auf neue und bessere Weise zu schaffen. Aber wir müssen die Ideologie an ihren Ergebnissen messen.

Der Valley Denkstil fusst auf der Illusion, dass Bequemlichkeit über allem steht. Für Bequemlichkeit setzen wir viel aufs Spiel. Mitunter unsere Freiheit & Zukunft. Aber wir leben in Zeiten, in denen wir uns Bequemlichkeit nicht leisten können. Wir müssen ehrgeiziger sein & darüber nachdenken, welche Zukunft wir wollen & wie wir sie erreichen können.

Wir brauchen neuen Fortschritt. Wir brauchen neue Prioritäten. Wir müssen uns davon verabschieden, die Bildungs-, Finanzierungs- und Innovationssysteme des Valley zu reproduzieren. Wir müssen häufiger nach dem Warum fragen und nicht nach dem Wie (und nach der finanziellen Rendite).

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September 8, 2021

Virtuality 1000CS

VirtualityVirtuality

Was wurde eigentlich aus der virtuellen Realität? Faustregel: Viele Dinge haben Potenzial und erreichen es, aber manche eben nicht.

Virtuality” war eine Reihe von Virtual-Reality-Spielgeräten, die von der Virtuality Group entwickelt wurden und in den frühen 1990er Jahren in Spielhallen zu finden waren. Die Geräte boten Echtzeitspiele (mit weniger als 50 ms Latenzzeit!) über einen stereoskopischen Visor, Joysticks und sie waren sogar Multiplayer fähig. Tut euch selbst einen Gefallen und sucht mal nach Dactyl Nightmare”, Grid Busters”, Hero” oder Legend Quest”.

The Virtuality 1000CS, 1991, Bild von Michael Skoglund⁠.

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