January 14, 2021

Worcestershiresauce

Lea&Perrins WerbungLea&Perrins Werbung

Worcestershiresauce. Ein Wort, fast so sperrig wie Eyjafjallajökull. Was die wenigsten wissen: Hinter der Soße steckt eine tolle Innovationsgeschichte.

Die englische Würzsoße wird seit 1837 von Lea & Perrins in Worcester in der Grafschaft Worcestershire hergestellt. Der Legende nach betrat 1835 Lord Marcus Sandys, ein ehemaliger Gouverneur von Bengalen, die Drogerie von William Henry Perrins & John Wheeley Lea. Er gab eine Soße in Auftrag, die ihm in Indien begegnet war. Die Chemiker rührten das Rezept von Sandys an. Die Mischung erklärten sie aber für ungenießbar. Sie warfen die Soße weg, doch ein Steingutkrug überdauerte im Keller. Monate später wurde er wiederentdeckt und man wagte eine Kostprobe. Und hokuspokus… Auf magische Weise hatte sich die Soße zu etwas Köstlichem” gemischt.

Die meisten Elemente der Geschichte waren natürlich frei erfunden. Ein Lord Sandys existierte nicht. Es war ein brillanter Marketingtrick. Geschickte Werbung — das Produkt wurde zudem auf Ozeandampfer von bezahlten Stewards angepriesen — machte das exotische Gewürz weltweit bekannt und die Verkaufszahlen stiegen rasant.

Merke: Innovation ist nicht immer nur Produkt. Geschicktes Marketing ist genauso wichtig. Auch, wenn wir das vielleicht nicht so gerne hören wollen.

Marketing Variation Innovation
January 7, 2021

Alexander Fleming

Bild WikipediaBild Wikipedia

Eine der am häufigsten zitierten Erzählungen über Innovation, ist die Geschichte von Alexander Fleming.

Nach seiner Rückkehr aus dem Sommerurlaub 1928 entdeckte er einen seltsamen Schimmelpilz auf einer vergessenen Bakterienkultur. Doch er warf sie nicht weg, wie viele es getan hätten. Er studierte sie. Zu seiner Überraschung hatte er der Pilz eine wachstumshemmende Wirkung auf die Kultur. Also isolierte er den Pilz und ordnete ihn der Gattung Penicillium zu.

Oft ausgelassen wird, dass nicht Fleming das Penicillin zu einem Wundermittel machte. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bis ein Team um Howard Florey & Ernst Chain Flemings Arbeit wiederentdeckten. In Jahren der Zusammenarbeit mit Laboren sowie dem US-Militär läuteten sie die Ära der Antibiotika ein. 1945 erhielten Fleming, Chain und Florey gemeinsam den Nobelpreis für Medizin.

Aus irgendeinem Grund neigen wir dazu, Innovation einzelnen Personen zuzuordnen. Doch weit gefehlt. Innovation ist eine höchst soziale Aktivität. Und sie braucht Zeit. Vielleicht können wir noch alleine feststellen, ob wir etwas besseres gefunden oder geschaffen haben. Doch selten geht es um unser Wissen. Mit wem wir sprechen & kollaborieren ist wichtiger. Innovation braucht Wirkung in der Breite. Innovation braucht Netzwerke.

Innovation
January 1, 2021

Internet in Zeiten der Corona Epidemie

Internetzuwachs und -rückgang in StädtenInternetzuwachs und -rückgang in Städten

Cloudflare hat untersucht, wie sich der Internetverkehr in Metropolen unter dem Eindruck des Coronavirus zwischen Anfang Januar und Ende März 2020 entwickelt hat. Die grünen Bereiche zeigen das Wachstum und die roten Bereiche den Rückgang.

Was wir von der Grafik lernen können? Die Menschen meiden Stadtzentren (wo naturgemäß mehr gearbeitet wird, aber auch mehr Access Points stehen) und bleiben zu Hause.

In Berlin stieg der Internet-Datenverkehr laut Cloudflare insgesamt um 11,2 Prozent. In London um 22,5 Prozent, in Paris um 22,7 Prozent, in New York City um 33, 8 Prozent und in der Bay Area sogar um 48.4 Prozent.

Allgemein wächst in Deutschland die Internet-Nutzung nach wie vor. Insbesondere Videokonferenzen erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber auch die Nutzung von Social Media sowie Online- und Cloud-Games gedeiht. Am DE-CIX in Frankfurt wuchs der Internetverkehr in der vergangenen Woche um 10 Prozent. In Hamburg waren es sogar 30 Prozent. Deutschland ist häufiger und länger am Tag online. Nicht überraschend: Besonders groß ist die Nachfrage nach Streaming-Angeboten. Der Content-Delivery-Network Verkehr (u.a. ein Service von Cloudflare) stieg um 50 Prozent.

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January 1, 2021

Die meistbesuchten Websites von 1996 bis 2020

Gewinner sehen unbesiegbar aus, bis sie es nicht mehr sind. Der Youtuber DataLover hat die beliebtesten Websites zwischen 1996 und 2020 auf Grundlage monatlicher Besuche visualisiert.

Ja, keine Ahnung wo die Daten herkommen. Aber ich bin ehrlicherweise ein bisschen überrascht, dass YouTube in dieser Metrik größer zu sein scheint als Facebook. Auch war mir nicht bekannt, das Yahoo mehr monatliche Besucher als Twitter bis 2018 hatte 🤷

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January 1, 2021

Crescent Dunes Solar Energy Project

The Crescent Dunes Solar Energy Project near Tonopah, NevadaThe Crescent Dunes Solar Energy Project near Tonopah, Nevada

Via.

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January 1, 2021

Character versus Personality

To some extent, we’ve always had an admiration for extroversion in our culture. But the extrovert ideal really came to play at the turn of the 20th century when we had the rise of big business. Suddenly, people were flocking to the cities, and they were needing to prove themselves in big corporations, at job interviews and on sales calls […] We moved from what cultural historians call a culture of character to a culture of personality. During the culture of character, what was important was the good deeds that you performed when nobody was looking. Abraham Lincoln is the embodiment of the culture of character, and people celebrated him back then for being a man who did not offend by superiority. But at the turn of the century, when we moved into this culture of personality, suddenly what was admired was to be magnetic and charismatic. At the same time, we suddenly had the rise of movies and movie stars. Movie stars, of course, were the embodiment of what it meant to be a charismatic figure. So, part of people’s fascination with these movie stars was for what they could learn from them and bring with them to their own jobs.”

This is from an interview with Susan Cain, who wrote the great book Quiet: The Power of Introverts in a World that Can’t Stop Talking.

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January 1, 2021

Agile Methoden

Scrum, Kanban, Design Thinking und andere agile Methoden sind eigentlich nichts weiter als geistige Nachfolger der entmenschlichenden Effizienz- und Optimierungsmaschinen von Taylor und Gantt. Mehr hier.

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January 1, 2021

WeWork über Alles

Masa’s handwriting on a chart of WeWork projecting a cool $101 B in revenue in 2023. Masa extends the hockey stick chart to 2028. Total planned valuation: “$10T”Masa’s handwriting on a chart of WeWork projecting a cool $101 B in revenue in 2023. Masa extends the hockey stick chart to 2028. Total planned valuation: “$10T”

Vor zwei Jahren erlebte die Digitalwirtschaft ihre spektakulärste, aber auch blasierteste Phase. Gelernt haben wir aus dem WeWork Desaster nichts. Teil 1 von 4.

2019 sollte das Jahr von Adam Neumann werden. Er wollte den Grundstein für einen Unternehmenswert von 10 Billionen US-Dollar im Jahr 2028 legen, was ihn zum ersten Billionär der Welt machen sollte. Damit könnte er endlich damit beginnen, WeWork auf den Mars zu bringen und ewig zu leben. So sein Plan.

Er war auf dem besten Weg, mehr als das zu erreichen. Im Frühjahr sammelte WeWork mit der Hilfe von Masayoshi Son von SoftBank Group Corp. 6 Mrd. US-Dollar ein. Nicht ohne Grund: Immerhin bewirtschaftete WeWork 400 Standorte in 27 Länder und gab zur Steigerung des Umsatzwachstums für jeden Dollar zwei aus.

Doch Neumann war der geborene Big Money Fundraiser. Bodenlose Kassen gehörten zum Geschäft. Er war überzeugt, dass er mit seinem technologiebasierten, physischen sozialen We Netzwerk” die Welt verändern würde. Das Verrückte: Alle glaubten ihm. Niemand kümmerte sich darum, dass das Geschäftsmodell eher klassischen Immobilienmodellen entsprach und dass die Verluste schneller wuchsen als die Einnahmen. Sein Feenstaub lullte ein. Risikokapitalgeber und Investmentbanker berauschten sich an der globalen Expansion und wetteten darauf, dass immer mehr Geld reinkommen würde, um ihr eigenes Risiko abzuladen. Euphorie siegte über Skepsis. Kasinokapitalismus in Perfektion.

Dann geschah jedoch etwas im The We Company Universum. Die Mana Quelle versiegte und der SoftBank Money Train geriet ins Stocken. Also traf man die Entscheidung an die Börse zu gehen.

Als man aber die S-1-Papiere einreichte, zerbrach Neumanns Manipulationszauber. Die Medien stürzten sich auf die hohen Verluste, und die Analysten äußerten Zweifel an der künftigen Rentabilität.

Aus Angst vor einer niedrigen Bewertung verschob man den Börsengang auf das Ende des Jahres. Zudem wurde Neumann als Belastung eingestuft. Auch, weil er einen Firmenjet anschaffte und persönlich Anteile für 700 Mio. US-Dollar liquidierte. Rechtlich in Ordnung, aber moralisch kein Ruhmesblatt. Auf dringenden Rat des Beirates trat Neumann Ende September zurück.

Stoppen konnte das den Niedergang jedoch nicht. Im Frühjahr war WeWork noch 47 Mrd. US-Dollar wert. Goldman Sachs erwartete sogar eine Börsenbewertung zw. 61 und 96 Mrd. US-Dollar. Ende September waren es allerdings nur noch lappige 10 Mrd. US-Dollar.

Die Blase platzte. Ein Jahrzehnt lang regierte Neumann nach Belieben. Er hatte geschickt mit der Realitätswahrnehmung der Welt gespielt und damit seinen Wert in die Höhe getrieben. Es spielte keine Rolle, dass er einen exzentrischen Lebensstil führte oder dass WeWork kein Geld verdiente. Neumann überzeugte uns Alle, dass WeWork einen Wert hatte. Die mickrige Bewertung Ende September setzte dem aber ein harsches Ende.

Die Implosion von The We Company 2019 hatte Auswirkungen weit über die Büros von WeWork hinaus

WeWorks Implosion zeigte Wirkung. Die Tage großer Verheißungen von Umsatzwachstum waren vorbei. Plötzlich war Profitabilität der Szene wieder wichtig. Und selbst die Medien, die zuvor nur mit den #Startups kuschelten, beäugten schnell wachsende weltverändernde” B2C-Marken mit mehr Skepsis.

Während früher Uber (Ridehailing, 28 Mrd. USD Risikokapital Ende 2019), sweetgreen (Salate, 515M USD), Compass (Immobilien, 1,61 Mrd. USD), WAG (Gassi-App, 361M USD) oder Casper (Matratzen, 355M USD) dafür gefeiert wurden, dass sie Risikokapital direkt in Umsatzwachstum wandelten und Kunden mit Waren unter dem Selbstkostenpreis erfreuten, so galt diese Umverteilung 2020 als naiv. Kundenzentrierte Bequemlichkeit schien auch nicht mehr der Weisheit letzter Schluss zu sein.

Alles erinnerte an die DotCom Zeit, in der Pure Play Internet Startups wie eToys, Webvan oder pets dot com kometenhaft aufstiegen und genauso schnell fielen. Get big fast (via marketing)” lautete die Devise. pets dot com versuchte zB durch Super Bowl Werbung und einen eigenen Balloon auf der Macy Thanksgiving Parade auf sich aufmerksam zu machen. Das Ende ist bekannt. Das Geschäftsmodell war nicht tragfähig. In den ersten neun Monaten des Jahres 2000 verlor man 147M USD. Niemand wollte mehr investieren. Auch ein Börsengang half nicht. Im November liquidierte man das Unternehmen.

Wie wir alle wissen, reimt sich die Geschichte. Der WeWork Bust führte dazu, dass den Einzelhandel disruptierende Ride-Hailing Anbieter, Last-Mile Scooter-Unternehmen und technologiegetriebene Matratzen-Startups ihre Ambitionen massiv zurückdrehen mussten. Sie waren nur noch ihr Produkt und keine weltverändernde Technologieplattform mehr. Der Einhornzauber war verflogen (hust… #QuickCommerce).

ZumeZume

Und so begann eine Zeit der Reinigung, die besonders für SoftBank Group Corp. einer bitteren Pille gleichkam. Man wollte Plattformstartups groß machen, um Monopolrenten zu erzielen. Doch WeWorks Fall zog viele im Portfolio mit runter. Mein Liebling darunter: Zume Inc., die mit ihrer Robot-made Pizza Delivery Operations die Welt verändern wollten. Fast eine halbe Milliarde US-Dollar hatte das Unternehmen eingesammelt. Für Robo-Pizza Auslieferungen! Hätten sie es nur bis zur Pandemiezeit geschafft, würden sie sicher noch heute Pizza ausliefern. Viele weitere SoftBank Startups mussten große Teile der Belegschaft entlassen. In Zahlen ausgedrückt: Der Vision Fund erlebte einen Verlust von 18 Mrd. USD!

Zurück auf Start

2020 war kein gutes Jahr für Masayoshi Son. Der SoftBank Vision Fund verzeichnete einen Verlust von 18 Mrd. US-Dollar und Masa stolperte mit seiner Einhornherde geradewegs in das was er später Valley of Coronavirus” nennen sollte.

Doch wenn es um Geld geht, wird selten zurückhaltend gespielt. 2020 geschah etwas, das Wirtschaftshistoriker noch lange Zeit beschäftigen wird. Trotz #ValleyofCoronavirus, unzähliger Pleiten und schmerzhaften Erinnerungen an geldverbrennende Startups feierte die Börse Unternehmer:innen und ihre großspurigen Versprechen. Als hätte es WeWork nie gegeben 🤷

Elon Musk und Tesla sind sicherlich das beste Beispiel für eine narrativ getriebene Aktienwertsteigerung in dieser Zeit. Aber auch Trevor Milton und Nikola (Elektro-LKWs) passen ins Bild. Nikola war beim Börsengang im Juni 2020 keine sechs Jahre alt. Und obwohl Nikola noch keine E-Lastwagen produzierte, begeisterte Milton, Gründer und CEO, mit seinen sprudelnden Visionen die Anleger. Getrieben vom E-Mobility-Fieber stürzte sich die Wall Street inklusive blutiger Robinhood-Aktienanfänger in den E-Fahrzeug IPO Wahnsinn. Und Milton? Der liquidierte fast 100 Millionen US-Dollar an Anteilen, kaufte einen Privatjet, ein Jetski Unternehmen und andere teure Dinge. Adam Neumann reloaded. Auch weil Shortseller Milton vorwarfen, falsche Behauptungen aufgestellt und Prototyp-Videos gefälscht zu haben. Milton räumte infolgedessen seinen Posten und steht heute u.a. deswegen vor Gericht.

Growth, growth, growthGrowth, growth, growth

Im Jahr 2020 jedenfalls waren Startups an der Börse begehrt. Der WeWork Winter schien vergessen. Neben dem SPAC-getriebenen (dazu später mehr) Electric Vehicle Wahn, legten DoorDash (56 Mrd. US-Dollar) und Airbnb (90 Mrd. US Dollar) fulminante Börsengänge aufs Parkett und erfreuten sich außerordentlicher Bewertungen. Airbnbs schwang sich mit der Bewertung zu einem wertvollerem Unternehmen auf, als Hilton, Marriott und Hyatt zusammen. Und der Börsengang von DoorDash wurde zu einem Glücksfall für SoftBank. Deren Beteiligung war beim Börsengang etwa 10 Milliarden Dollar wert.

Damit hatte sich das Blatt gewendet. Risikokapitalgeber agierten nun konservativer als die Aktienmärkte, wo große Visionen und Versprechungen die Anleger berauschten.

Endlich kauften die Aktienmärkte, was das Valley seit den Nullerjahren verkaufen wollte: Große Ambitionen und wachstumorientierte Unternehmen.

Einhörner an der Börse

Spulen wir 40 Jahre zurück: Vor den Nullerjahren gingen Unternehmen häufig nur mit Gewinnen an die Börse. Nicht die schlechteste Regel. Schließlich sind Gewinne ein Indikator für wirtschaftliches & technologisches Wachstum. Sie zeigen, dass Unternehmen mehr Wert schaffen, als sie zum Überleben brauchen.

20 weiter: Als die Internetunternehmen, die heute unsere Wirtschaft dominieren, an die Börse gingen, waren sie nicht alle profitabel. Doch sie wurden es relativ schnell. Google brauchte fünf Jahre, Facebook sechs, Amazon ganze zehn, Apple vier und Microsoft nur ein Jahr. Weitaus länger dauerte es, bis sie in die Liste der Top 100 nach Marktkapitalisierung aufgenommen wurden — eine kleine Erinnerung daran, dass Apple und Amazon zwar immer viel richtig gemacht haben, der Aktienmarkt dies aber erst nach 28 bzw. 16 Jahren belohnte.

Die Vorhersagekraft der Simpsons ist legendärDie Vorhersagekraft der Simpsons ist legendär

Zurück ins Hier und Jetzt: Ein Blick auf die Zahlen gegenwärtiger #Internetstars aka #Unicorns zeigt, dass sie nicht ansatzweise mit dieser Leistung mithalten können. Jay Ritter, Professor an der University of Florida, hat sich die Tech-Börsengänge in 2020 genauer angeschaut. Seine nüchterne Erkenntnis: Nur 16% erzielten zur Zeit des IPOs Gewinne. Der Technologie- & Wirtschaftshistoriker Jeffrey Funk hat sich Einhornprofite & -verluste zur Brust genommen::

51 von 76 börsennotierten Einhörnern verzeichnen mehr als 500 Mio. USD an kumulativen Verlusten, davon 27 mehr als 1 Mrd. USD und 17 mehr als 1,5 Mrd. USD.

Die Verluste von Airbnb summieren sich auf 7 Mrd. USD, die von WeWork auf 10 Mrd. USD. Grabs Schulden, immerhin das größte Startup in Südostasien und SoftBank Liebling, belaufen sich Ende Q2/21 auf 11,5 Mrd. USD (ein #SPAC steht in den Startlöchern).

Branchenprimus ist Uber mit 23 Mrd. USD an kumulativen Verlusten. Da helfen selbst aktuelle bereinigten EBITDA Gewinnzahlen nichts, die ein ausgeglichenes Ergebnis und operativen Gewinn fürs Quartal ausweisen. Die Zahlen sind genauso kreativ gebogen wie WeWorks Community-bereinigtes EBITDA.

Insgesamt belaufen sich die Verluste der Börsen-Einhörner auf über 100 Mrd. USD. Über die Höhe der Verluste privater Einhörner (CBInsights zählt 800+, pro Tag entstehen 2 Einhörner, der Einhorn Status wird für #growthcapital zum neuen IPO im #Risikokapitalismus) lässt sich zwar nur spekulieren. Aber geht davon aus, dass es mehr als 100 Milliarden USD sind.

Wollen wir das alles, wenn wir mehr Einhörner fordern? Vergesst nicht, dass eine solide funktionierende Fiktion niemals ein solide funktionierendes Unternehmen ersetzen kann.

2021 ist nicht alles gold, was glänzt

Jeffrey Funk konnte mit seiner Analyse auch zeigen, dass die Hälfte aller börsennotierten Unicorns Verluste von mehr als 20% des Umsatzes aufweist. Ein Viertel 40% plus und Airbnb sogar über 100%. Das sollte Auswirkungen haben, mag man meinen? Nun, Snap Inc. wird mit 113 Mrd. USD, Airbnb mit 100 Mrd. USD, Uber mit 75 Mrd. USD und Palantir Technologies mit 51 Mrd. USD bewertet. Und das, obwohl alle auf dem Weg sind, ihre bestehenden Verluste um mind. 1 Mrd. USD zu erhöhen.

Wenn selbst Elon Musk den Hype hinterfragtWenn selbst Elon Musk den Hype hinterfragt

Zudem sind es nicht nur die Großen: Die Gebrauchtwagenplattform Carvana ist an der Börse mehr wert als Volvo Group, Honda oder Ferrari. Beyond Meat, hergestellt aus Erbsenprotein, ist mehr wert als der Weltmarkt für Erbsen. Coinbase steht über der Nasdaq. Und wenn man jetzt noch an Meme-Aktien (GameStop, Virgin Galactic, AMC Entertainment Inc.) denkt, liegt der Schluss nahe, dass die Börse freidreht.

Selbst mittelmäßige Einhörner reiten plötzlich über den Regenbogen zu den Sternen (außer Quibi #RIP). Denn mit SPACs wurde ein Finanzvehikel aus der Mottenkiste geholt, mit dem Startups unbürokratisch an die Börse kommen. Der EV-IPO Wahn 2020 war für SPACs die Nagelprobe, seitdem geht es vorwärts: 2020 sammelten US-based SPACs 80 Mrd. USD ein. 2021 YTD sind es schon 130 Mrd. USD, in Europa sind es stolze 5,5 Mrd. EUR.

Ein Vorteil von SPACs: Sie ermöglichen phantasievolle Equity Stories. Die Vermarktung von Geschäftsmodellen und Zukunftspotenzialen gehört zur SPAC-Balz. Und schwuppdiwupp befinden sich durch die Zugabe von Elfenstaub plötzlich umsatzlose (!) Unternehmen an der Börse. Das Spiel lohnt sich natürlich auch für Investoren. Sie erhalten über SPACs die Möglichkeit, sich an angesagten Firmen zu beteiligen, bevor diese an die Börse gehen. Ein Vorteil, der normalerweise nur den 1% vorbehalten ist, weswegen SPACs auch als The poor man’s Private Equity Funds” gelten. Gefragt ist, was angesagt ist: EV, Cannabis, Space, E-Gaming und so weiter. Sogar Donald Trump hat einen SPAC. Hype trumpft Substanz.

Dank SPACs planen die vergangen Stars und Sternchen der Szene einen Neuanfang. So auch WeWork. Nach einer Achterbahnfahrt von zehn Jahren ging WeWork im Oktober 2021 endlich an die Börse. Adam Neumann feierte dies mit einer alkoholgeschwängerten Party im Standard Hotel. Angeblich eine Party, die an guten alten WeWork Zeiten erinnerte.

Plante man 2019 noch mit 96 Mrd. USD, fiel der eigentliche SPAC Börsengang nüchtern aus. WeWork ging eine 9 Milliarden Dollar schwere Fusion mit dem Blankoscheck-Unternehmen BowX Acquisition Corp. ein. Das Unternehmen wird wird übrigens von Shaquille O’Neal beraten. Ein ganz normaler Deal also im Jahr 2021. Aber auch die Risikokapitalbranche hat sich vom 2019er WeWork Shock erholt. In Q1/21 wurde bereits weltweit #Risikokapital bereitgestellt, das 70% des Vorjahres entsprach. Mit dem Resultat, dass in Q2/21 mehr Einhörner gegründet worden sind, als im Vorjahr. Es geht voran.

Und wer partizipiert davon? Klar, SoftBank Group Corp. Dank Blockbuster-IPOs & einem bulligen Tech-Aktienmarkt reitet Masa Son mit seinen Einhörnern in die Profitabilität. Selbst KATERRAs milliardenschwerer Untergang scheint für Softbank verschmerzbar. Solange Anleger bereit sind, verlustreiche Unternehmen in der Hoffnung auf zukünftige Erträge zu finanzieren, geht das Modell von Mas Son auf.

Und auch Adam Neumann ging als reicher Mann. Sein Vermögen beläuft sich auf etwas mehr als 2 Milliarden USD. Allein das zeigt auf, wie kaputt das System ist.

SoftBank WeWork Digitalwirtschaft Startups Stopfleber Kasinokapitalismus Digital Disruption
December 17, 2020

Es braucht zwei um etwas zu erfinden

Wilhelm Marstrand: Don Quixote and Sancho Panza at a crossroadWilhelm Marstrand: Don Quixote and Sancho Panza at a crossroad

Es braucht zwei, um etwas zu erfinden”, meinte einmal der französische Lyriker und Philosoph Paul Valéry, einer bildet Kombinationen aus, der andere wählt.”

Was wir als Genie” bezeichnen, ist viel weniger die Arbeit des ersten als vielmehr die Bereitschaft des zweiten, den Wert dessen, was ihm präsentiert wurde, zu erfassen und in die richtigen Bahnen zu lenken.

Don Quijote hatte Sancho Panza. Sigmund Freud hatte Wilhelm Fließ. Picasso hatte Georges Braque. Martha Graham hatte Louis Horst. Igor Strawinsky hatte Sergej Diaghilew. Steve Jobs hatte Tim Cook und The Woz. Fritz Haber hatte Carl Bosch. Jacques-Yves Cousteau hatte Émile Gagnan. Marie-Anne und Antoine Lavoisier waren verheiratet, ebenso wie Marie und Pierre Curie.

Hinter vielen Genies stehen Personen, die sie nicht nur ergänzen sondern zu mehr als die Summe ihrer Persönlichkeiten machten. Zu zweit denkt es sich nicht nur leichter. Zu zweit gleichen sich Unzulänglichkeiten und Widersprüche auch leichter aus.

Der Erfinder braucht den Industrialisierer. Der Künstler den Krieger. Der extravagante Igel harmoniert überraschend gut mit dem introvertiertem Fuchs. Komplementäre Beziehungen können sehr fruchtbar sein, auch wenn die Gefahr besteht, dass sie erstarren oder explodieren.

Erfindung Innovation Invention
December 14, 2020

In vino veritas 🍷

Weinbau ist schönWeinbau ist schön

Früher genügte es wenige Rebsorten zu kennen 🍇 Cabernet Sauvignon, Syrah, Pinot Noir sowie Sauvignon Blanc, Riesling und Chardonnay dominierten im 🍷 Vielerorts verbesserte man Weine, indem man lokale Reben durch Edelreben ersetzte. Unzählige Sorten fielen in den 1990ern einem rücksichtslosen Kolonialismus zum Opfer.

Glücklicherweise hat sich das Interesse gewandelt. Heute zählt Lokalität, Einzigartigkeit und Obskurität. Das Terroir” — der Boden und das Klima eines bestimmten Ortes und die Spuren, die diese lokalen Bedingungen hinterlassen — zählt. Die Beziehung zum Wein zählt. In Frankreich nennt man deswegen den Umgang von der Gärung bis zur Flasche élevage” — Großziehen. Das respektieren und schätzen wir.

Leider hat sich dies nicht bis in die #Internetwirtschaft rumgesprochen. Wir kopieren rigoros Ökosysteme, wie z.B. das Silicon Valley, mit seinen Methoden, Strukturen und Architekturen, anstatt auf regionale Besonderheiten oder Bedürfnisse einzugehen. Und das trotz des Wissens, dass Ökosysteme nur lokal gedeihen.

Doch Tradition und Lokalität kann wertstiftend sein, wenn man sich unterstützt. Diversität ermöglicht Tiefe und Ganzheitlichkeit. Verliert man diese, büßt man Vitalität und Seele ein. Davor sollten wir uns hüten. Think global, act nodal.

Wein wine ecosystems Ökosystem Internetwirtschaft Garten think global act nodal Innovation