November 9, 2020
Pioneers, Settlers and Town Planners
Latrobe folio, Pennsylvania, 1904
Es gibt ein Denkmodell, auf das ich immer wieder zurückkomme: Das “Pioneer, Settler, Town Planner” Organisationsmodell zur Strukturierung von kontinuierlicher Innovation.
Die Grundaussage: Es braucht unterschiedliche Fähigkeiten in verschiedenen Entwicklungsphasen. Pioniere betreten Neuland und suchen im Dickicht des Unbekannten nach dem nächstbesten Ort, um sich niederzulassen. Ist der Ort gefunden, lassen sich risikoscheuere Siedler auf dem Rücken der Pioniere nieder. Hat die Siedlung eine Maturität erreicht, fühlen sich Stadtplaner berufen und läuten Industrialisierung und Standardisierung ein. Wichtig: Jede Phase ist auf ihre Weise innovativ und Folgephasen bauen auf den Errungenschaften der vorhergehenden auf.
Egal ob Wardley (Pioneer, Settler, Town Planner), Schumpeter (Invention, Innovation, Diffusion), Cringley (Commandos, Infantry, Police), Perez (Basisinnovation, Wandel, Entwicklung), Science Fiction (Terraforming, Kolonialisierung, Zivilisation) oder Mapping (Geologie, Topographie, Navigation). Egal ob Technologie-, Startup-, Organisations- oder Innovationslebenszyklus. Das Grundgerüst bleibt das gleiche.
Ist ein Zyklus abgeschlossen, beginnt er wieder von vorne. Dies ermöglicht kontinuierliche Entwicklung und ist ein effizienter Weg, mit der Unsicherheit unvermeidlicher Veränderungen im Markt umzugehen.
Simon Wardley
Innovation
Structure
Lebenszyklus
Simon Wardley
transitions
November 5, 2020
Das Leben beginnt an dem Tag, an dem man einen Garten anlegt
Wir brauchen Gärtner, keine Generäle
Kurze Zwischenbemerkung: Wir fühlen uns lost, weil früher vieles einfacher war. Heute ist unsere Welt ein verworrenes Durcheinander. Selbst kleinste Variablen tragen zur Entstehung unerklärlicher Ordnungen bei.
Vor der Internet-Revolution war die Welt stabiler, formaler, standardisierter und folgte festen Routinen. Jetzt ist alles dynamisch & verworren. Alles ist vernetzt und integriert sich irgendwie selbst, ohne auf uns zu hören. Predict & Control zieht nicht mehr. Selbst die gewieftesten Strategen und Top-Down-Hierarchien stoßen an ihre Grenzen, weil der Gegner unkonventionell spielt.
Also wie weiter? Es fehlen Menschen, die Böden bereiten, Samen pflanzen, Setzlinge wässern, Unkraut jäten und Jungbäume schützen. Wir brauchen Gärtner, keine Schachspieler. Und das kommt nicht von mir, sondern von US-Armeegeneral Stanley McChrystal.
Gartenarbeit ist ein Rahmen für die Auseinandersetzung mit unserer Welt, beruhend auf Fürsorge und Engagement. Gute Gärtner kümmern sich. Sie investieren. Sie beschützen. Sie wissen, dass Erfolg nicht planbar ist, man ihn aber kultivieren kann.
Wir sollten mehr wie Gärtner handeln, die Ökosysteme nähren und pflegen. Denn Technologie wird uns nicht retten. Genauso wenig Märkte. Vielleicht kann es aber mutige Gartenarbeit.
Innovation
McChrystal
Team of Teams
Garten
Gardening
October 28, 2020
Pixar Render Farm, 1995
A smartphone from 2014 has more computing power than was used to render Toy Story. Power of compound growth.
Steve Jobs
Steve Jobs
Server
Golden Age
Internet
October 26, 2020
Shokunin - Endloses Streben nach Perfektion für ein größeres Wohl
Jiro Ono, Wikipedia
Mein Vorbild für Innovation? Jiro Ono, 94 Jahre, seit 69 Jahren Sushi-Meister und nationales Kulturgut.
Berühmtheit erlangte er durch die Doku “Jiro Dreams of Sushi”. Im Film ist er Ende 80 und versucht weiterhin seine Kunst zu perfektionieren. Er verkörpert das japanische Wort Shokunin (職人), das “endlose Streben nach Perfektion für ein größeres Wohl”.
Während wir uns schnell langweilen, wird Jiro des Sushi nicht müde. Während wir nach explosiven Wachstum streben, fokussiert Jiro bewussten Konsum. Während wir die Welt verändern wollen, fühlt sich Jiro seiner Profession verbunden. Er widmet sich seinem Handwerk, will es fortlaufend verbessern, während uns Loyalität oder Hingabe, für eine einzige Fähigkeit oder Unterfangen, fremd sind.
Doch um unserer Gesundheit & Umwelt willen, sollten wir umdenken. Nach Perfektion zu streben, kann erfüllen. Dinge werden besser, wenn man sich ihnen hingibt. Man muss nicht das nächste Facebook erfinden, wenn man etwas in Nischen bewegen kann. Wenn man etwas wirklich liebt und Verantwortung zeigt, wird dies belohnt.
Lasst uns mehr Dinge besser machen, reparieren und warten, anstatt Hypertreibstoff zu trinken und Blitzscaling zu betreiben. Es ist an der Zeit, über Wachstum hinauszuwachsen. Lasst uns mehr wie Jiro sein.
Weitere tolle Beispiele:
How Soy Sauce Has Been Made in Japan for Over 220 Years
How Phyllo Is Handmade By One Of Greece’s Last Pastry Masters
Originalität
Kreativität
Maintenance
Perfektion
Innovation
October 22, 2020
In-Flight Entertainment in Zeiten von Corona
Filmprojektor im Flugzeug
Vor weniger als achtzehn Monaten diskutierten wir ernsthaft darüber, ob Emirates ein seriöses Medienunternehmen ist, das nur zufällig auch einige A380 rund um die Welt fliegt.
Über 3.500 Unterhaltungskanäle, rund 1.000 Filme, hunderte TV-Kanäle sowie unzählige Musikalben, Podcasts und Videospiele. Während andere Gesellschaften ihr Bordprogramm kürzten und auf BYOD setzten, verdoppelte Emirates die Bemühungen um Lizenzen und IP. Quermonetarisiert durch Werbepartner, die im Flieger eine Klientel bedienen konnten, die sie sonst nicht erreichen.
In-flight Entertainment wurde zum Differenzierungsfaktor. War es aber auch schon irgendwie immer. Die Lufthansa setzte erstmals am 26. April 1970 auf einer Langstrecke einen Filmprojektor ein und machte den Jumbo zum Kinosaal. 1989 wurden die ersten Bildschirme am Sitzplatz montiert.
Und 2020? Mitte April wurden 65% der globalen Flotte eingemottet. Das Verkehrsaufkommen in den USA sank auf das Niveau von 1954. Emirates war so verzweifelt, dass sie jedem 1.765 US-Dollar für ein Begräbnis versprachen, falls jemand an Covid19 sterben würde, nachdem er mit ihnen geflogen war. Zehntausende Jobs und Milliarden an Umsatz verschwanden in den letzten Monaten. Und In-Flight Entertainment? Interessiert gerade niemanden mehr.
Airlines
Media
Disruption
COVID19
Corona
Digital Disruption
October 19, 2020
Man muss viele Frösche küssen, um einen echte Prinzen zu finden
Pablo Picasso
“Für jede gute Idee gibt es tausend schlechte Ideen, von denen sie nicht zu unterscheiden ist.” Damit trifft William Goldman den Kern von Kreativität. Man muss rausgehen, sehen, was funktioniert, die Misserfolge verwerfen und auf den Erfolgen aufbauen.
Picasso produzierte 20.000 Kunstwerke (1800 Gemälde, 1200 Skulpturen, 2800 Keramiken und 12000 Zeichnungen). Einstein schrieb 248 Aufsätze. Dylan nahm 50 Alben auf. Bach schrieb jede Woche eine Kantate. Thomas Edison meldete 1093 Patente an und führte 9000 Experimente zur Glühbirne durch. Shakespeares Stücke sind ein Kanon von etwa 39 dramatischen Werken und 154 Sonetten. Mozart komponierte mehr als 600 Werke und Beethoven circa 650. Richtig erfolgreiche VCs finanzieren Hunderte von Unternehmen für ein Einhorn.
Man muss viele Frösche küssen, um einen echten Prinzen zu finden. Diejenigen, die am meisten schaffen, sind auch diejenigen, die den größten Einfluss haben. Die Wahrscheinlichkeit, eine einflussreiche Idee zu kreieren, steigt mit der Gesamtzahl der produzierten Ideen. Iteration bedeutet Variation, mehr Perspektiven, mehr verworfene Annahmen und eine größere Chance auf Originalität. Fehler sind Teil des Prozesses. Wir müssen sie in die Gleichung einbeziehen, denn Innovation ist harte Arbeit.
Originalität
Kreativität
Experte
Innovation
October 15, 2020
Arnold Sommerfeld
Teilnehmer der ersten Solvay-Konferenz (1911)
Diese Woche wurden die Nobelpreisträger 2020 verkündet. Es entspricht dem Geist des Preises, dass ihn nur wenige erhalten. Und obwohl wir alle wissen, dass die Wissenschaftsgemeinschaft viel mehr zu bieten hat, rühmen wir nur die Gewinner. Damit gehen aber viele couragierte wie außergewöhnliche Persönlichkeiten und Vorbilder im Fluss der Zeit verloren.
Einer davon war Arnold Sommerfeld (stehend, vierter von links). Er wurde 81 Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen, häufiger als jeder andere Physiker, hat ihn aber nie erhalten. Als Hochschullehrer zählten mehr künftige Nobelpreisträger zu seinen Assistenten, Doktoranden oder Hörern, als bei jedem bisherigen Nobelpreisträger. Sommerfeld zählt neben Planck, Einstein & Bohr zu den Forschern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die moderne theoretische Physik mit ihren Grundpfeilern Quantenphysik und Relativitätstheorie schufen und zum Fundament der Physik machten. Eine außergewöhnliche Karriere. Sein Problem? Der Starrsinn eines einflussreichen Komittee-Mitgliedes, der nichts von Sommerfelds Arbeiten hielt.
Wir müssen uns daran erinnern, dass Fortschritt mehr ist als eine Medaille. Kollektive sind wichtiger als individuelle Leistungen, auch weil es immer mehr bedeutungsvolle Forscher als Preise geben wird.
physics
Nobelpreis
denkkollektiv
ludwik fleck
innovation
ökosycstem
History of Science
October 12, 2020
Wie Edison und die Brüder Lumière die Filmindustrie erfanden
Edison Kinetoscope
Innovation ist inkrementell, baut auf Netzwerke, bedeutet Rekombination, setzt auf Trial & Error und ist mehr als die Teilsumme. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Geburt der Filmindustrie, rund um die Entwicklung von Film und Projektoren.
1877 präsentierte Edison seine größte Erfindung: den Phonographen. Auf der Suche nach einem Graphen für das Auge beauftragte Edison 1888 seinen Mitarbeiter William Dickson mit der Erfindung einer Laufbildkamera. Aufbauend auf den Arbeiten von Muybridge & Marey, die die Chronofotografie erfanden, baute Dickinson ein Schuppen-großes optische Aufzeichnungsgerät namens Kinetograph. Damit produzierte er die ersten Kurzfilme, die einzeln für 25 Cent in einem Guckkasten, dem Kinetoskop, in Endlosschleife betrachtet werden konnten. 1894 wurde in New York der erste kommerzielle Kinetoskop-Salon eröffnet. Schnell folgten weitere. So bringt der Edison Freund und Schokoladeproduzent Ludwig Stollwerck 1895 die Technologie nach Deutschland.
Das Publikum war begeistert, langweilte sich aber schnell. Die Einschränkungen waren offensichtlich: Man musste von Gerät zu Gerät gehen und konnte sie nur einzeln nutzen. Die Magie nutzte sich ab.
Kinetoscope Salon
Nachdem der Kinetoskop-Hype abflachte, drängten Edisons Mitarbeiter den Erfinder ein Projektionsgerät zu entwickeln, damit mehr Personen in den Genuss von Film kommen konnten. Doch Edison sträubte sich. Wenn man die Kinetoskope durch Projektoren ersetzt, braucht man in den USA nur zehn Stück, wirft er ein. Man sollte nicht das Huhn schlachten, das goldene Eier legt.
Zur gleichen Zeit machten sich die Brüder Auguste & Louis Lumière in Frankreich daran, Edison zu zeigen, wie es geht. Die beiden entstammten einer Fotografen-Familie und wurden früh in das Unternehmen des Vaters eingeführt. Bereits mit siebzehn erfand Louis eine neue Technik zur Entwicklung von Filmen, die sich als sehr ertragreich für das Familienunternehmen erwies.
In den frühen 1890er Jahren kam dann Papa Lumière in Kontakt mit einem Kinetoskop. Wieder daheim, zeigte er seinen Söhnen ein Stück Filmmaterial und bat sie eine effizientere und billigere Alternative zu entwickeln. Doch Antoine ging noch einen Schritt weiter. Er erkannte das Potential, welches in einem Projektor steckt. Im Gegensatz zu Edisons Kinetoskopen konnten mehrere Zuschauer einen Film sehen. Und noch viel wichtiger: Das Geschäft war skalierbar.
Im Winter 1894 startete August Lumière die ersten Experimente und entwickelte eine Alternative zu Edisons Kinetoskop. Innerhalb weniger Monate hatten die Brüder den ersten Prototypen gebastelt und gaben ihm den Namen Cinématographe.
Das Gerät war kleiner, leichter, leiser und einfacher als Edisons Kamera. Der einzige Nachteil: Es nahm weniger Frames pro Sekunde auf. Die Schlüsselinnovation war ein Mechanismus, der den Film effizienter durch das Gerät bewegte: Löcher in den Zelluloidfilmstreifen ermöglichten eine leichtere Vorwärts- und Rückwärtsbewegung des Films. Der Cinématographe konnte Bilder aufnehmen, entwickeln und projizieren. Die Brüder hatten die allererste echte Filmkamera entwickelt.
Man präsentierte den Cinématographe der Pariser Öffentlichkeit im Dezember 1895 mit großem Erfolg. Bald eröffneten die Brüder die ersten Kinos in London, Brüssel, Belgien und New York. 1896 hatten sie schon über 40 Filme aufgenommen, schickte Filmreporter in die ganze Welt und produzierten die erste Wochenschau.
Lumière Poster
Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben. Die Brüder haben im Alleingang eine neue Industrie geschaffen. Ihr Gerät erwies sich als so instrumental, dass es der neuen Kunstform, die wir als Cinema kennen, ihren Namen verlieh.
Der Lumière’sche Cinématographe war nicht einzigartig. Zeitgleich entwickelten Charles Francis Jenkins & Thomas Armat aus Washington, DC den Phantoscope, eine Maschine die ähnlich funktionierte wie der Cinématographe. Das Brüderpaar Latham realisierte im Mai 1895 die erste Filmshow für ein zahlendes Publikum. Sie nannten ihr Gerät Eidoloskop, das sie zusammen mit ehemaligen Edison Mitarbeitern, u.a. dem Dickson entwickelten. Und in Berlin werkelten Max und Emil Skladanowsky am Bioskop & führten im Sommer 1895 Filme in Pankow vor. Ein typischer Fall der Theorie der Mehrfachentdeckung.
Edison hingegen hatte in der Zeit keinen eigenen Projektor entwickelt. Seine Mitarbeiter überzeugten ihn aber die Patentrechte am Phantoscope von Armat zu kaufen. Um Armat zu überzeugen, argumentierte man die Welt würde sowieso nur auf ein Gerät von Edison warten und mit Edison zu konkurrieren lohne sich nicht.
Das Gerät wurde als “neue” Edison Erfindung unter dem Titel Vitascope vermarktet. Die Presse feierte es euphorisch, als es im April 1896 in New York City vorgestellt wurde. Handkolorierte Bilder wurden auf eine 6x4m große Leinwand projiziert. Damit begann die amerikanische Filmindustrie unter dem Namen Edison.
Edison Poster
Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben. Die Geschichte der Brüder Lumière ist eng mit Edison verwoben. Der eine inspirierte die Anderen, deren Entwicklung wiederum den großen Erfinder umdenken ließ. Edison hielt seine starke Meinung schwach und änderte umgehend seine Einstellung, als er feststellte, dass eine Projektion vielversprechender ist als Guckkästen. Seine Genialität bestand darin, die Erkenntnisse und Fehlschläge seiner Konkurrenten für sich zu nutzen. Nichts entsteht ex nihilo. Wie kaum ein anderer wusste er Innovationsströmungen und -dynamiken zu orchestrieren und ihnen eine Richtung zu geben.
Parallel zeigen uns die Brüder Lumière, dass es nicht unbedingt einer Ideenmaschine wie Menlo Park bedarf, um einen Durchbruch zu erzielen. Pragmatisch und praktisch erkannten sie ein Potential und erschlossen es. Ihre fachliche Prägung half ihnen das richtige Problem zu erkennen und fokussiert daran zu arbeiten.
Das moderne Kino hat nichts mehr mit seinen Ursprüngen zu tun. Und auch das Kino der Zukunft wird anders aussehen, als im Jahr 2020. Ideen, Erfindungen und Innovationen befruchten sich ständig selbst und entwickeln sich inkrementell weiter. Und manchmal ist ein Moonshot nur eine Produkt-, Geschäftsmodell oder Technologievariation entfernt.
Edison
Innovation
Erfindung
Invention
Lumiere
Film
Cinema
Kino
History of Science
October 5, 2020
Im Strudel des Malstroms
Illustration von Harry Clarke zu Hinab in den Mahlstrom, erschienen in Poes Tales of Mystery and Imagination, 1919
Zukunft
into the void
unterland
Edgar Allan Poe
History of Science
October 1, 2020
Theorie der Mehrfachentdeckung
Bubble Chamber Baltay Experiment Roll 1044. Frame 834, Fermilab
Die Geschichte zeigt, dass oft mehrere Erfinder oder Entdecker zur gleichen Zeit über dieselbe Idee stolpern, ohne voneinander zu wissen. Robert K. Merton bezeichnet dies als die Theorie der Mehrfachentdeckung:
Oftmals macht nicht nur ein Nobelpreisträger eine Entdeckung, sondern zwei oder drei. Ein weiteres Beispiel ist die Infinitesimalrechnung, die gleichzeitig von Newton und Leibniz entwickelt wurde. Oder die Entdeckung des Sauerstoffs durch Scheele, Priestley, Lavoisier und andere. Die Evolutionstheorie? Wurde nicht nur von Darwin, sondern auch von Wallace weiterentwickelt. Sogar die Pyramiden, der Hochofen, die Armbrust, das Thermometer, die Fotografie, der Magnetismus, das Telefon oder die Dampfmaschine entstanden gleichzeitig an verschiedenen Orten. Die Glühbirne wurde sogar von 23 Erfindern entwickelt! Edison war einfach der letzte erste Erfinder.
Irgendwann ist Innovation reif und wartet darauf gepflückt zu werden. So waren die 1990er gezwungen Suchmaschinen auszuspucken, so wie die 1870er Glühbirnen gebären mussten. Es scheint, als zögen die Probleme eines Zeitalters die Problemlöser eines Zeitalters an, die alle innerhalb der gleichen Zwänge arbeiten und sich auf die gleichen bestehenden Denkstile, Technologien und Infrastrukturen stützen.
Das Paradoxe ist, dass Einzelpersonen oder Unternehmen entbehrlich für Innovation scheinen. Hätten sich Page oder Brin niemals getroffen oder wäre Edison oder Jobs was zugestoßen, würden wir dennoch Smartphones, Glühbirnen und Suchmaschinen benutzen. Vielleicht hätte alles etwas länger gedauert, trotzdem hätte sich die Innovation durchgesetzt. Das klingt zwar hart, doch die Geschichte scheint jedes Genie und Visionär langfristig ersetzen zu können. Denn häufig existieren Branchen- oder Industriewettrennen um den nächsten großen #Durchbruch, an der mehrere Personen oder Unternehmen beteiligt sind. Sie teilen sich Denkstil, Infrastrukturen und Technologien. Gleichwohl bleiben die individuellen Erfolge von Edison, Jobs oder Page und Brin einzigartig. Immerhin waren sie die ersten, die das Potential komplett erkannten und erschlossen.
Ein weiteres Paradox ist unsere Neigung die Vorhersehbarkeit eines Ereignisses zu überschätzen. Denn rückblickend scheinen Innovationen leicht vorhersehbar. Hat sie aber irgendwer tatsächlich erfolgreich antizipiert? Nein. Auch wenn Technologien nachträglich absurd einfach zu prognostizieren scheinen, ist Vorausschau nahezu unmöglich. Zukunft ist & bleibt ungewiss.
Innovation
Erfindung
Merfachentdeckung
Robert K Merton